03.02.2009

Leitartikel: Open Doors-Weltverfolgungsindex 2009 erschienen

Nordkorea wieder Christenverfolgerstaat Nr. 1

Heftige Verfolgung ehemaliger Muslime 

KELKHEIM, 03. Februar 2009 – Nordkorea bleibt der Christenverfolgerstaat Nr. 1: Zum siebten Mal in Folge führt das Land den neu erschienenen Weltverfolgungsindex 2009 (WVI) an; gefolgt von Saudi Arabien (2) und dem Iran (3). Seit Jahren belegen diese Länder die drei ersten Plätze des WVI. Jährlich ermittelt das Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors das Ranking der Länder, in denen Christen aufgrund ihres Glaubens am meisten leiden müssen. Demnach hat im Jahr 2008 die Verfolgung von ehemaligen Muslimen in islamischen Ländern zugenommen. Teilweise lebensgefährlich kann die Bekehrung zu Jesus Christus für einen Muslim werden. In mehreren islamischen Ländern wurden Konvertiten verhaftet, vertrieben, gefoltert oder umgebracht. Schätzungsweise 80 Prozent der religiös Verfolgten weltweit sind Christen. Mittels eines Fragebogens bewertet Open Doors die Situation bedrängter Christen und veröffentlicht die Ergebnisse von 50 Ländern im WVI.

Der Information muss Aktion folgen

„Dieser dramatischen Entwicklung darf die freie Welt nicht tatenlos zusehen“, sagt Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland, „Der Weltverfolgungsindex ist ein Gradmesser, der über die Dynamik der weltweiten Christenverfolgung informiert, doch die beste Information nützt nichts, wenn daraus nicht die Frage resultiert: Wie kann ich meinen Glaubensgeschwistern helfen.“ Für Christen komme es darauf an, sich bewusst an die Seite verfolgter Christen zu stellen. Markus Rode: „Das Bekenntnis zum einen Leib Christi schließt die Verantwortung ein, für bedrängte Christen zu beten, sie zu ermutigen etwa durch einen Brief oder Besuch und praktisch zu helfen.“ Der Druck auf die ehemaligen Muslime, die Christus angenommen haben, hat stark zugenommen. „Gerade sie brauchen unseren Beistand, denn sie werden als vom Islam Abgefallene verstoßen, mit dem Tode bedroht und fühlen sich oft einsam und entmutigt“, so Rode weiter. Auf Bitten Verfolgter in islamischen Ländern initiierte Open Doors deshalb Ende 2008 die mindestens dreijährige Gebets- und Hilfskampagne „Gefährlicher Glaube“ für Christen in der islamischen Welt. Infos und Anmeldung: www.opendoors-de.org.

Veränderungen

Zwei Länder der Top Ten sind kommunistische Staaten (Nordkorea und Laos, 8) und in sieben Ländern ist der Islam die Religion der Mehrheitsbevölkerung bzw. Staatsreligion: Saudi Arabien, dem Iran, Afghanistan (4), Somalia (5), Malediven (6), Jemen (7) und Usbekistan (10). Neu unter den ersten zehn ist das ostafrikanische Eritrea. Verschlechtert hat sich Situation in Pakistan (13), dem Irak (16), Mauretanien (18), Algerien (19), Indien (22), Nigeria (Nord, 26), Indonesien (41), Bangladesch (43) und Kasachstan (50), das erstmal im Ranking vertreten ist. Verbesserungen im WVI gibt es für Bhutan (11), China (12), Turkmenistan (14), Aserbaidschan (27), Sudan (Nord, 30), Sansibar (31), Kuba (33), Türkei (39) und Kolumbien, das nicht mehr im WVI erscheint

Verschlechterungen

Im Königreich Saudi Arabien basiert das Rechtssystem auf der Scharia; seine Religion selbst zu wählen, ist einem Muslim nicht erlaubt. Im Berichtsjahr wurde Open Doors von mehreren Verhaftungen von Christen berichtet. Im Iran geht derzeit eine Verfolgungswelle mit zahlreichen Verhaftungen von Hausgemeindechristen vor sich. Es ist ein Gesetz auf dem Vormarsch, dass den „Abfall vom Islam“ mit dem Tod bedroht. Mehr als 50 Christen wurden 2008 verhaftet, ein Ehepaar starb nach Verhören an den Folterverletzungen. Der Druck auf Christen u.a. durch die Taliban in Afghanistan hat zugenommen. Eine Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation wurde in Kabul von Taliban auf der Straße erschossen, weil sie das Evangelium verbreitet haben soll. Dennoch, so berichten afghanische Christen, wachse die „unsichtbare“ Kirche in Afghanistan. 

In ihrer ohnehin schon krisen- und kriegsgebeutelten Heimat leiden Christen in Somalia (5) und dem Irak (16) unter islamistischen Terror. Mindestens zehn Christen starben in Somalia aufgrund ihres Glaubens. Ungesehene Gewalt erlitten irakische Christen in 2008. Willkürliche Hinrichtungen auf der Straße, Vertreibungen aus ihren Wohnvierteln, Entführungen, Vergewaltigungen oder Bombenangriffe auf Kirchen, trieben Tausende in die Flucht. Erstmal unter den Top Ten ist das ostafrikanische Eritrea. Derzeit sollen nach Angaben von Kirchenleitern dort rund 3.000 Christen, darunter Pastoren und Gemeindeleiter, unter menschenunwürdigen Bedingungen und ohne offizielle Anklage in Gefängnissen, Schiffscontainern oder Kellerverliesen gefangen sein.

Aus Mauretanien (18) erhielt Open Doors mehr Informationen über die etwa 700 einheimischen Christen. Alarmierend ist die negative Berichterstattung über das Christentum in einheimischen Medien. Das Christentum wird als gefährliche Bewegung einschätzt, die bekämpft werden muss. In Algerien (19) wurden viele Kirchen in 2008 angewiesen, zu schließen; mindestens zehn Christen wurden verhört und mehrere zu Haftstrafen auf Bewährung oder Geldstrafen verurteilt. Dies sei ein Versuch, so Kirchenvertreter, Muslime, die Christen wurden, zur Rückkehr zum Islam zu bringen. Die Zunahme der Verfolgung rühre weniger daher, dass der Islamismus in Algerien wächst, sondern die Zahl der Konvertiten aus dem Islam zum Christentum steigt. Das dritte Quartal des vergangenen Jahres war eine der schlimmsten Zeiten der Gewalt gegen Christen in Indien seit Erscheinen des Index. Nachdem im August 2008 im ostindischen Bundesstaat Orissa ein Hindu-Führer und vier seiner Anhänger ermordet wurden, gingen Extremisten mehrere Wochen lang brutal gegen Christen vor. Mehr als 110 Christen wurden getötet (manche Quellen berichteten von mehr als 500), mehr als 170 Kirchen und über 4.500 Häuser von Christen zerstört. Über 54.000 Menschen waren auf der Flucht; noch immer leben 10.000 Christen in Flüchtlingslagern.

In Nigeria (Nord) beschuldigen Muslime häufig Christen der Blasphemie, was zu Gewalt in den Scharia-Staaten Bauchi und Kano im Februar 2008 führte. Fünf Christen wurden getötet, über 20 verletzt und Tausende flüchteten. Mehrere Kirchen wurden bei Angriffen von Extremisten in diesen Staaten zerstört. Mehr als 20 christliche Mädchen wurden in 2008 in den Staaten Bauchi, Katsina, Kano, Niger und Yobe verschleppt. Viele von ihnen wurden mit dem Ziel entführt, sie durch Heirat mit einem Muslim zu islamisieren. Ein neues Religionsgesetz ist in Kasachstan (50) auf dem Vormarsch, das die Religions- und Glaubensfreiheit einschränkt. Christen sind besorgt über mögliche Beschränkungen ihrer Aktivitäten und Versammlungsorte.

Verbesserungen

Das vergangene Jahr war ein Jahr der Veränderungen in Bhutan (11), u. a. trat eine neue Verfassung in Kraft, die mehr religiöse Freiheiten vorsieht. Aus Turkmenistan (14) erhielt Open Doors weniger Berichte über Übergriffe auf Christen; weniger Christen wurden inhaftiert, zu Gefängnis- oder Arbeitslagerstrafen verurteilt oder in eine psychiatrische Klinik eingewiesen als im Jahr 2007. Weniger Verhaftungen und keine Verurteilungen von Christen zu Gefängnis- oder Arbeitslager wurden aus Aserbaidschan (27) gemeldet.