01.01.2009

Vietnam: Pastor seit Jahren inhaftiert

Der 35-jährige Y Wo Nie ist „Gefangener des Monats Januar“

Vietnam: Pastor seit Jahren inhaftiert

Der 35-jährige Y Wo Nie ist „Gefangener des Monats Januar“

F r a n k f u r t a m M a i n / W e t z l a r (idea) - 1.01.09– Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea haben den vietnamesischen Pastor Y Wo Nie als „Gefangenen des Monats Januar“ benannt und zur Unterstützung für ihn aufgerufen.

Der 35-Jährige, der dem Bergvolk der Montagnards angehört, wurde am 18. August 2004 festgenommen, nachdem er eine friedliche Demonstration angeführt hatte. Die Teilnehmer drückten ihren Wunsch nach mehr Religionsfreiheit aus und forderten die Rückgabe von konfisziertem kirchlichem Besitz. Im Juli 2005 verurteilte das Volksgericht in der Provinz Dac Lac den evangelischen Pastor wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“ zu neun Jahren Haft. Mitangeklagte, die ebenfalls ihr Recht auf Glaubensfreiheit einforderten, erhielten Haftstrafen zwischen 8 und 13 Jahren. Der IGFM zufolge war es kein faires Gerichtsverfahren nach internationalen Normen. Rechtsbeistände seien eingeschüchtert oder einfach übergangen worden. Der Pastor befindet sich in der nordvietnamesischen Haftanstalt Nam Ha. Der Familienvater dürfe keinen Besuch empfangen, so die IGFM. Nach ihren Angaben sind die Haftbedingungen in Vietnam katastrophal. Ernährung, Hygiene und medizinische Versorgung seien mangelhaft. Außerdem gebe es Zwangsarbeit und Misshandlungen durch Wärter und Mitgefangene.

„Wachstum der protestantischen Religion unterdrücken“

Vietnam gehört zu den Ländern, die die Religionsfreiheit massiv verletzen. In einem als geheim eingestuften Trainingshandbuch für Kader der Kommunistischen Partei Vietnams aus dem Jahr 2007 heißt es: „Das abnormale und spontane Wachstum der protestantischen Religion ist entscheidend zu unterdrücken.“ Die IGFM ruft dazu auf, in Briefen an den vietnamesischen Ministerpräsidenten Nguyen Tan Dung Sorge um den Pastor auszudrücken und um dessen unverzügliche Freilassung zu bitten. Dabei könne man sich auf die in der vietnamesischen Verfassung garantierte Religionsfreiheit und die von Vietnam ratifizierten  internationalen Menschenrechtsabkommen wie dem UN-Zivilpakt berufen. Von den 83 Millionen Einwohnern Vietnams sind 54 Prozent Buddhisten, 22 Prozent Nichtreligiöse und 8 Prozent Christen – etwa 6 Millionen Katholiken und 1,3 Millionen Protestanten.