06.07.2009

Iran: Verfolgtem Ehepaar gelang Flucht ins Ausland

Ehemalige Muslime in Haft misshandelt – Hoffnung auf Asyl

Iran: Verfolgtem Ehepaar gelang Flucht ins Ausland

Ehemalige Muslime in Haft misshandelt – Hoffnung auf Asyl

(KELKHEIM, 6. Juli 2009, Open Doors) - Einem im Iran verfolgten christlichen Ehepaar gelang die Flucht ins Ausland*. Vor Kurzem besuchten Mitarbeiter des Hilfswerks für verfolgte Christen Open Doors Tina Rad (28) und Makan Arya (31) und ihre 5-jährige Tochter Odzhan [wir berichteten] in einem Flüchtlingslager. Seit ihrer Verhaftung im vorigen Jahr hat Open Doors zu Gebet für das Ehepaar aufgerufen. Ermutigende Briefe zeigten Tina und Makan die Anteilnahme von Christen weltweit. „Euer Besuch ist etwas ganz besonders für uns. Bitte sagt allen Menschen, die uns mit Gebet und Hilfe unterstützt haben, wie dankbar wir dafür sind“, sagte eine gerührte Tina Rad. Makan und sie verließen nicht gern ihre Heimatstadt Teheran, doch ihnen blieb keine andere Wahl. Sicherheitspolizisten verfolgten sie, seit die beiden Muslime Christen wurden. Auch ihre Eltern sagten sich von ihnen los. Noch immer leidet Tina Rad unter den Verletzungen der Misshandlungen während der Tage in Haft im Juni 2008. „Dein Wort ist ein Licht auf meinem Weg“, zitierte Tina im Gespräch aus der Bibel. „Ich weiß, Jesus war selbst in der schlimmen Zeit bei mir.“ 

Gott führt zusammen

Tina und Makan stammen aus streng muslimischen Familien. Ein Freund schenkte der Muslima eine Bibel. Sie hielt sie für verfälscht und Christen für unrein. Dennoch begann sie, darin zu lesen. Tina erzählt, dass Jesus ihr in einem Traum sagte, zu einer bestimmten Kirche zu gehen. Als sie das tat, war die Kirche jedoch gerade für einige Tage geschlossen. Doch ein Mitglied dieser Kirche hatte einen ähnlichen Traum. Als die Frau an diesem Tag vor der Kirche auf Tina traf, wusste sie, warum Jesus sie zur Kirche schickte. Im Iran ist es traditionellen, anerkannten Kirchen verboten, Muslimen das Evangelium weiterzugeben. Daher ist man zurückhaltend, wenn ein Muslim Interesse am Christentum zeigt. Besonders ehemalige Muslime werden in der Islamischen Republik verfolgt. Doch die Frau half Tina, eine Hausgemeinde zu finden. Dort konnte sie sich mit anderen ehemaligen Muslimen treffen. Tina entschied sich, Christ zu werden.  

Heimlicher Glaube

Zunächst verheimlichte sie das vor ihrem Mann. Er hätte sie verstoßen und ihr die Tochter wegnehmen können. Heimlich ging sie zu einer Hausgemeinde. Nach einigen Monaten bemerkte Makan, wie positiv sich Tina verändert hat. Also erzählte Tina ihm von Jesus. Später wurde auch Makan Christ. Vor ihren Eltern verheimlichten beide ihren neuen Glauben. Eines Tages fanden Makans Verwandte eine Bibel in seinem Haus und berichteten der Polizei davon. Drei Monate nach ihrer Konversion wurden sie im Juni vorigen Jahres verhaftet. Die Beamten setzten sie bei Verhören unter Druck, befragten sie nach Kontakten zu anderen Christen, demütigten und misshandelten sie. Tina wurde so heftig geschlagen, dass sie nicht mehr laufen konnte. Tina Rad und Makan Arya werden Aktivitäten gegen den Islam bzw. die nationale Sicherheit vorgeworfen. Sie trafen sich in ihrem Haus regelmäßig zu Bibelstudien mit anderen Muslimen und besuchen eine Hausgemeinde. Beamte drohten im Fall einer Fortführung der Gemeindebesuche und der Bibelstudien, ihre Tochter „in eine geschützte religiöse (islamische) Einrichtung" zu geben. Eine Polizeibeamtin drohte Tina Rad mit einer Apostasieanklage, sollte sie nicht „mit ihrem Jesus aufhören“. Sogar eine Anklage wegen Drogenhandels wurde angedroht. Das Paar musste umgerechnet fast 35.800 Euro für seine Freilassung zahlen und ein Dokument unterzeichnen, mit dem sie erklären, keine Hausgemeinde mehr zu besuchen und jeglichen Kontakt zu Christen abzubrechen.

Hoffnung auf Asyl

Das Paar erhielt nach seiner Freilassung wiederholt anonyme Anrufe und fürchtete um seine Sicherheit. Behörden, Nachbarn und Familienangehörige überwachten bzw. beobachteten die Beiden. Nachdem die Polizei in ihrer Abwesenheit erneut ihr Haus durchsuchte, tauchte die Familie unter. Fast ein Jahre lang lebten sie im Untergrund. Tina und ihre Tochter blieben im Haus, während Makan arbeitete. Erneute Verfolgung, Verhöre, Folter schwebten wie ein Damoklesschwert über ihrem Leben. Sie waren nicht sicher im Iran. Vor wenigen Wochen nun verließen sie ihre Heimat. Sie leben in einem Flüchtlingslager. Dort warten sie auf den Ausgang des Asylverfahrens. Wird ihr Antrag abgelehnt, müssen sie zurück in den Iran. Davor haben sie Angst, denn vielleicht wartet dort der Tod auf sie.

* Ort aus Sicherheitsgründen ungenannt