08.06.2009
Deutschland: Christen weht der gesellschaftliche Wind entgegen
Radevormwald (idea) - 08. Juni 2009 – Christen weht der Wind angesichts der globalisierten und multikulturellen Gesellschaft immer stärker ins Gesicht. Gleichzeitig nimmt der Einfluss der Kirchen ab. Evangelikale sollten sich jedoch nicht abschotten und diese Entwicklungen verdammen, sondern sich ihnen mit der Botschaft und den Werten des Evangeliums stellen.
Das erklärte der Direktor der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland (EGfD), Andreas Klotz (Radevormwald), am 6. Juni in seinem Bericht bei der Jahreshauptversammlung dieses Gemeinde- und Gemeinschaftsverbands. „Wir sind vielleicht nicht mehrheitsfähig, aber zukunftsfähig“, sagte er vor den rund 120 Delegierten. Die EGfD umfasst 95 Gemeinschaften und Gemeinden mit rund 6.000 Mitgliedern und Besuchern. Klotz verwies darauf, dass schon die ersten Christen in einer multireligiösen und multikulturellen Umgebung gelebt hätten. Auch heute seien Christen Teil dieser Gesellschaft, ohne in ihr aufzugehen. „Wir bleiben als christliche Gemeinde ein unterscheidbarer und definierbarer Teil, der sich ganz bewusst einbringt und dabei seine eigene Identität nicht aufgibt“, so Klotz. Bei Anstrengungen gegen den zunehmenden Werteverfall hätten Christen eine ähnliche Aufgabe wie ein Deichgraf, der vor Dammbrüchen schützen wolle.
„Wir wollen Deutschland evangelisieren“
Klotz bedauerte, dass kirchliche und auch evangelikale Kampagnen oft wenig messbare Wirkung zeigten. Er stelle sich „kritische Fragen im Hinblick auf manche zeitlich befristeten und extremen Höchstleistungen in der Evangelisation, wenn gleichzeitig kein dauerhaftes missionarisches Grundbewusstsein erkennbar ist“. Klotz gab bekannt, dass die EGfD zur Belebung des missionarischen Gemeindebaus unter anderem auch eine Partnerschaft mit der Kontakt-Mission (Wüstenrot) eingegangen ist. Er erinnerte an das traditionelle Leitwort der 160-jährigen EGfD: „Wir wollen Deutschland evangelisieren!“ Dieses große Ziel wolle man trotz mancher Einschränkung im Auge behalten.
Keine Ehe ohne Trauschein
Klotz ging unter anderem auch auf die neue gesetzliche Möglichkeit ein, kirchliche Trauungen ohne vorherige standesamtliche Eheschließung durchzuführen. Angesichts des Verlusts von Rentenansprüchen bei einer regulären Trauung verzichteten manche Witwen und Witwer - auch Christen - auf den Gang zum Standesamt. Dies entspreche jedoch nicht der von Gott eingesetzten Lebensordnung, so Klotz. Danach entstehe eine Ehe nicht allein durch eine gottesdienstliche Segnung, sondern durch eine rechtskräftige Vereinbarung im öffentlich-rechtlichen Rahmen. In Gemeinden der EGfD sollten keine Trauungen ohne Gang zum Standesamt durchgeführt werden. Man wende sich aber nicht nur gegen Ehen ohne Trauschein, sondern auch „gegen die vielen Trauscheine ohne eine echte liebevolle und ganzheitliche Verwirklichung von Ehe“. Ferner sei zu bedauern, dass in Deutschland eine Eheschließung zu materiellen Nachteilen führen könne. Deshalb sei eine Gesetzesänderung nötig, die Ehen nicht nur schütze, sondern auch fördere.
Ehrenamtliche Mitarbeiter weiterbilden
Die EGfD will auch in Zukunft einen Schwerpunkt in der Weiterbildung von ehrenamtlichen Gemeinde- und Gemeinschaftsmitarbeitern setzen. Ihre theologische Ausbildungsstätte, das esra:Seminar, wird zwar in diesem Sommer geschlossen, aber die Motivierung und Qualifizierung ehrenamtlicher Mitarbeitern soll fortgesetzt und verstärkt werden. Diese Aufgabe soll das neue EG-Kolleg unter Leitung des früheren EGfD-Direktors Volker Heckl (Radevormwald) übernehmen. In der theologischen Ausbildung kooperiert die EGfD mit dem Neues-Leben-Seminar (Altenkirchen/Westerwald).
„Gesellschaftsrelevante“ Gemeinden
Wie Präses Jürgen Schmidt (Gießen) sagte, sehe er für das laufende Jahr neben der Weiterbildung von Mitarbeitern noch zwei weitere Schwerpunkte. Es gelte, das Leben der Gemeinschaften und Gemeinden „gesellschaftsrelevant“ zu gestalten, so dass sie der Bevölkerung ihres Ortes oder Stadtteils nützen. Weiterhin stehe die wirtschaftliche Sanierung des Verbands auf dem Programm. Um das Defizit abzubauen, sind neben anderen Maßnahmen auch in Zukunft Veränderungen im Bereich der Gemeinschaften und Gemeinden erforderlich. Im zurückliegenden Jahr wurden neun Gemeinschaften aufgelöst oder verließen die EgfD