17.06.2009
Christenverfolgung: Christen sind die am stärksten verfolgte religiöse Gemeinschaft
Tagung der Konrad-Adenauer-Stiftung zu „Religionsfreiheit als Menschenrecht“
Berlin (idea) – Keine andere religiöse Gemeinschaft wird weltweit so stark verfolgt wie die der Christen. Darauf hat die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenrechte und humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Erika Steinbach (Berlin), aufmerksam gemacht. Wie sie bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema „Religionsfreiheit als Menschenrecht: Christenverfolgung heute“ am 18. Juni in Berlin sagte, hätten weltweit rund 200 Millionen Christen wegen ihres Glaubens unter Repressionen zu leiden. 90 Prozent um ihres Glaubens willen getöteten Menschen seien Christen. Am schlimmsten sei die Situation laut dem Weltverfolgungsindex des Hilfswerks Open Doors in islamischen und kommunistischen Ländern.
„missio“: Keine generelle Christenverfolgung
Der Leiter der Fachstelle Menschenrechte des katholischen Hilfswerks „missio“, Otmar Oehring (Aachen), erklärte, er halte diese Zahlen für übertrieben. In keinem islamischen oder kommunistischen Land würden alle Christen verfolgt, sondern es handele sich vielfach um Einzelfälle. So könne man in der Türkei nicht von Christenverfolgung sprechen, obwohl Christen vielfach von Aufstiegsmöglichkeiten im Beruf ausgeschlossen seien oder in den Medien herabgesetzt würden. Oehring plädierte dafür, statt von Verfolgung lieber von Diskriminierung oder Herabsetzung zu sprechen.
Vaatz sieht Defizite bei den Kirchen
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Aufbau Ost, Menschenrechte und wirtschaftliche Entwicklung, Arnold Vaatz (Dresden), bemängelte kirchliche Defizite. Wenn die Kirchen sich nicht entschiedener für den Schutz von Christen einsetzten, könne die Politik nur wenig tun. Er wünsche sich, dass die Kirchen ihre „eigene Identität“ stärker verträten, so Vaatz. Er beobachte sowohl in der Politik als auch in der Kirche eine „Assymetrie in der Wahrnehmung“. Wenn es im Bundestag etwa darum gehe, ob verfolgte Christen in Deutschland aufgenommen werden sollen, gebe es auch unter christlichen Kollegen regelmäßig eine Debatte darüber, ob es statthaft sei, einzelne Christen zu unterstützen, wenn nicht auch allen anderen religiös Verfolgten geholfen werde. „So kann man gar nichts erreichen“, sagte Vaatz. In der Kirche werde kaum darüber gesprochen, warum in islamischen Ländern weithin keine Kirchen gebaut werden dürfen, sondern vor allem darüber, ob die in Deutschland errichteten Moscheen höher sein dürften als die Kirchtürme.
EKD engagiert sich für Kirchenbau in der Türkei
Der Bevollmächtigte des Rates der EKD in Berlin und Brüssel, Prälat Bernhard Felmberg, wies die Kritik zurück. Die Kirche mache sich sehr wohl dafür stark, dass das christliche Leben auch in gefährdeten Regionen weiter bestehe. So sei die EKD besorgt darüber, dass der Anteil der Christen in der Türkei in den vergangenen 100 Jahren von 20 Prozent auf 0,15 Prozent zurückgegangen sei. Die Religionsfreiheit sei nach Ansicht der evangelischen Kirche ein maßgebliches Kriterium für einen möglichen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union. Auch setze sich die EKD dafür ein, dass in der Türkei Kirchen gebaut werden dürfen.