01.03.2009

Großbritannien: Moscheen versagen im Kampf gegen Radikalisierung

Studie: Imame sind unfähig, einen Islam mit britischen Werten zu vermitteln

Großbritannien: Moscheen versagen im Kampf gegen Radikalisierung

Studie: Imame sind unfähig, einen Islam mit britischen Werten zu vermitteln

L o n d o n (idea) – 1.03.09 - Die meisten Moscheen in Großbritannien versagen im Kampf gegen eine Radikalisierung des Islam. Das fand eine Studie der muslimischen Quilliam-Stiftung (London) heraus, die sich selbst als weltweit erste „Anti-Extremismus-Denkfabrik“ bezeichnet.

Ein Hauptproblem sei, dass 97 Prozent aller in den Moscheen tätigen Imame aus dem Ausland kommen, schlecht bezahlt werden und nicht gut Englisch sprechen. Diese Geistlichen seien „schlecht ausgebildet, um Großbritanniens komplexe, liberale und multireligiöse Gesellschaft zu steuern“. Der Direktor der Stiftung, Maajid Nawaz, kommentiert die Studie mit den Worten: „Diese Ergebnisse sind sehr enttäuschend. Am wichtigsten im Kampf gegen den Terrorismus ist das Vertrauen in die Moscheen und muslimischen Gemeinschaften, dass sie den Extremismus ausrotten. Doch dabei versagen sie.“  Die Imame lebten zwar physisch in Großbritannien, doch psychisch seien sie immer noch in Pakistan oder Bangladesch. Den Herausforderungen islamischer Extremisten könnten die Moscheen nichts entgegensetzen, so Nawaz. Die Studie beklagt, dass die Imame nicht in der Lage sind, junge Muslime mit einem britischen Islam zu erreichen, der durch britische Werte geprägt sei. Weiter fand die Studie heraus, dass 44 Prozent aller Ansprachen vor den Freitagsgebeten nicht auf Englisch gehalten werden. In mehr als der Hälfte aller Moscheen hätten Frauen keinen Zutritt.

Jugendliche bitten Imame nicht um Rat

Auch der Vorsitzende des Nationalen Beratungsausschusses für Moscheen und Imame, Seyyed Fergani (London), räumte im Gespräch mit der BBC ein, dass es in den Moscheen Probleme gebe: „Unser Hauptproblem ist, dass die Mehrheit der Jugendlichen die Imame nicht um Rat fragt, sondern sich überall informiert.“ Viele Gruppen außerhalb der Moscheen suchten Kontakt zu Jugendlichen. In Großbritannien leben 2,4 Millionen Muslime in mehr als 1.100 Moscheevereinen. 331 von ihnen sind als Wohlfahrtsorganisationen anerkannt. Die Quilliam-Stiftung ist nach Abdullah William Quilliam (1856-1932) benannt, der 1889 in Liverpool die erste Moschee Großbritanniens eröffnet hat.