03.03.2009

Österreich: Besorgnis über Islam-Lehrer

B o n n (idea) – 3.03.09 - Eine Studie über Islamlehrer in Österreich alarmiert Fachleute. Wie der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide im Januar ermittelte, verstehen sich 28 Prozent der muslimischen Pädagogen nicht als Europäer, weil sie einen Gegensatz zwischen islamischer und europäischer Identität sehen.

27 Prozent halten die UN-Menschenrechtserklärung für unvereinbar mit dem Islam, und knapp 22 Prozent sind gegen die Demokratie. 18 Prozent haben Verständnis dafür, dass ein Muslim, der sich vom Islam abwendet, mit dem Tod bestraft wird. Befragt wurden mehr als 200 der knapp 400 Muslime, die an staatlichen Schulen islamischen Religionsunterricht erteilen. Diese Lehrer werden von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGIÖ) ausgebildet, die auch für die Unterrichtsaufsicht zuständig ist. Die Organisation bezweifelt die Wissenschaftlichkeit der Studie und beklagt einen Kollektivverdacht gegen österreichische Muslime. In der Alpenrepublik ist der Islam seit 1912 eine anerkannte Religionsgemeinschaft, die mit rund 340.000 Personen 4,3 Prozent der Österreicher umfasst. Nach Angaben des deutschen Instituts für Islamfragen (Bonn) hat die IGGIÖ nicht zum ersten Mal für negative Schlagzeilen gesorgt. Einem Islamlehrer werde vorgeworfen, Mitte Januar im Unterricht zum Boykott von Produkten „jüdischer“ Firmen wie MacDonalds, Coca Cola und Hugo Boss aufgerufen zu haben. Zeitweise habe die IGGIÖ ein Mitglied einer international als Terrororganisation eingestuften Vereinigung als Religionslehrer in Wien beschäftigt. Außerdem sei acht Jahre lang das Buch „Das Erlaubte und das Verbotene im Islam“ im Unterricht verwendet worden, das die Todesstrafe für die Abwendung vom Islam rechtfertige und für das Züchtigungsrecht des Mannes gegenüber seiner Ehefrau eintrete.

Wie ein Staat im Staate

Als Reaktion will die österreichische Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) die IGGIÖ verpflichten, allen Religionslehrern, die die Prinzipien der Demokratie, der Verfassung und der Menschenrechte missachten, die Unterrichtserlaubnis zu entziehen. Fachleute bezweifeln allerdings, dass diese Anordnung Erfolg hat. Khorchide fordert eine grundsätzliche Reform der Ausbildung von Religionslehrern. Ein Mitglied der „Initiative liberaler Muslime Österreich“, Bouzziane Ghessas, wirft der IGGIÖ vor, wie ein Staat im Staate zu agieren und sich wie in Saudi-Arabien zu verhalten.

Verfassungsfeindliche Inhalte verhindern

Nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden des Instituts für Islamfragen, Albrecht Hauser(Korntal bei Stuttgart), zeigen die Vorgänge die Schwächen des österreichischen Integrationsmodells auf. Ausschließlich die IGGIÖ sei für den Religionsunterricht zuständig, obwohl sich die Mehrheit der Muslime in Österreich nicht von ihr vertreten fühle. Eine Unterrichtsaufsicht habe in den vergangenen 20 Jahren praktisch nicht stattgefunden. Hauser erwartet von deutschen Politikern, die österreichischen Erfahrungen auszuwerten, wenn sie einen bekenntnisgebundenen Islamunterricht einführen wollen. Der Vermittlung verfassungsfeindlicher Inhalte unter dem Deckmantel des Religionsunterrichts müsse verhindert werden.