19.11.2009
Irakische Christen: lange Geschichte mit ungewisser Zukunft (Teil 1)
Dokumentarfilm veröffentlicht Hilferuf an die Welt
Irakische Christen: lange Geschichte mit ungewisser Zukunft (Teil 1)
Dokumentarfilm veröffentlicht Hilferuf an die Welt
ARBILl/IRAK, 19. November 2009 (ZENIT.org).- Eine neue Video-Dokumentation von Katholiken im Irak lädt ein, die Geschichte, Kultur, Märtyrer und Kämpfe einer der ältesten christlichen Gemeinschaften kennenzulernen.
Der erste Teil dieser fünfteiligen Dokumentation kann nun online auf der ganzen Welt gesehen werden. Menschen ermögliche, den Katholiken des Mittleren Ostens zu begegnen. Dieses Video zeigt die Geschichten der christlichen Märtyrer dieser Region sowie die Geschichte der Katholiken - Bischöfe, Priester und Laien -, die in Schulen, Krankenhäusern und anderen Dienstleistungsbereichen arbeiten. Dazu werden Szenen über die Heiligtümer, Antiquitäten, liturgischen Feiern und lokale Musik eingespielt, erklärten Hank und Diane McCormick gegenüber Zenit.
Diane, die an dem Projekt als Redakteurin mitgearbeitet hatte, erklärte, dass es ein gemeinsames Werk der chaldäischen, syrischen, maronitischen und lateinischen Kirche gewesen sei, mit der Absicht einen Hilferuf zu starten. Die Botschaft an die Katholiken der Welt lautet: "Helft uns! Helft uns, denn heute gibt es noch eine große Zahl von Riten, die überleben können."
Diane fügte hinzu: "Binnen der nächsten 10 Jahre könnten wir allerdings das Ende ihrer Existenz beobachten. Ihr Abschied wäre ein riesiger Verlust, auch für die Muslime. Ohne Christen wäre der Orient nicht das Gleiche. Der Hilferuf könnte nicht mit größerem Nachdruck an die universale Kirche gerichtet werden."
Eine prekäre Situation
Die Einführung zu Beginn des Videos berichtet über die schwierige Situation der christlichen Gemeinden in der Region, deren Ursprung auf den Apostel Thomas zurückgeht. Diese Katholiken könnten nicht ohne die Hilfe ihrer katholischen Geschwister aus anderen Kontinenten in ihrem Land bleiben, in dem sie schon seit 2000 Jahren wohnen.
Das Video mit dem Titel „Eine offene Tür" bietet einen Blick in die Köpfe und Herzen der Katholiken im Irak. Ihr friedlicher Charakter und Status einer kleinen Minderheit, die es ihnen unmöglich machten sich zu verteidigen, hätten bewirkt, dass die irakischen Katholiken Ziele und Opfer des Krieges geworden seien. So sei die Zahl der Christen in der Region von 1,5 Millionen auf etwa 350.000 gesunken, und gehe stetig weiter zurück.
Hank, der als Kameramann und Übersetzer im Video diente, sagte ZENIT, dass die Leitung der Kirche hoffe, dass die Menschen dieses Video sehen und zu Hilfe eilen. Er erklärte, dass sie Hilfe bräuchten, um Industrien zu bauen, katholische Schulen, kleinere Seminare und Krankenhäuser zu errichten, und Pfarrgemeinden unter die Arme zu greifen. Damit könnte eine Kommunikation zwischen den Irakern im Land mit dem Ausland hergestellt werden.
Die Katholiken im Nahen Osten sind weder Terroristen noch Flüchtlinge, erklärt das Video. Es sind Menschen, Personen mit einem tiefen Glauben, einem reichen Erbe und mit großem Mut.
Moderne Märtyrer
Die erste Episode erzählt die Geschichte von Pater Ragheed Ganni, dem 34-jährigen Pfarrer von Mosul, der im Jahr 2007 vor seiner Kirche mit vier Schüssen ins Herz getötet wurde. In dem Video zeigt ein Freund des Priesters eine Ikone, die mit einer Kugel durchlöchert wurde und die P. Ganni in seiner Tasche getragen hatte, als er getötet wurde.
„Die Situation ist hier schlimmer als die Hölle", schrieb der Pfarrer in einer E-Mail an seinen ehemaligen Professor am Tag, bevor er starb.
Etwa 37 Meilen von dem Ort, wo er starb, hatten die Katholiken zu Ehren von P. Ragheed Ganni ein medizinisches Zentrum errichtet, wo Freiwillige kostenlose Arzneimittel für Christen und Muslime verteilen. Dr. Ranna Enwya, die in der Klinik arbeitet, war ein enger Freund von P. Ganni. Sie erzählte, dass der Priester sich immer bewusst gewesen sei, dass er zu jeder Zeit sein Leben verlieren könnte, dennoch arbeitete er und war immer fröhlich.
Er lehrte uns fröhlich zu sein", sagte sie. Die Ärztin erinnerte sich daran, wie der Pfarrer zu Gott betete: "Selbst wenn ich mein Leben verliere, bin ich damit einverstanden, denn ich verliere es mit dir und für dich." Sie sagte zu Schluss: "Es hat mich gelehrt, dass man nur einmal lebt und jeden Augenblick meines Lebens mit meiner Arbeit zu versuchen, nützlich für andere zu sein. Und wenn meine Arbeit für andere sinnvoll ist, wird sie mich glücklich machen."
Enwya arbeitet zusammen mit Dr. Basman Gilal Marcos, einem Katholiken, der durch ihre Arbeit im medizinischen Zentrum nach 20 Jahren wieder zum Glauben fand. Er dient Hunderten von Menschen, die jeden Freitag und Sonntag kommen, um Arzneimittel zu holen.
Hank erklärte, dass die große Wirkung der Katholiken in der Umgebung von den Schulen, Krankenhäusern und Dienstleistungen ausgehe. "Sie erreichen dies sogar mitten im Krieg", fügte er hinzu. Pater Rayan Atto, ein Diözesanpriester, der das medizinische Zentrum leitet, erzählt im Video, wie Pater Ganni für das Projekt Fürsprache eingelegt und mit vielen Wundern geholfen habe.
[Von Genevieve Pollock, deutsche Übersetzung von Susanne Czupy. Der zweite Teil erscheint morgen, Donnerstag 19. November 2009]