05.10.2009
Deutschland: Bischof Fischer verlangt, Türkei soll deutschsprachige Imame schicken
Stuttgart (epd/epd Südwest aktuell Nr. 67 / 05.10.09 ). Die Türkei tut nach Ansicht des Bischofs der Evangelischen Landeskirche in Baden, Ulrich Fischer, nur "sehr wenig" für die Integration von Türken in Deutschland. Beispielsweise sorge sie nach wie vor nicht dafür, dass die in die Moscheen nach Deutschland entsandten Imame auch die deutsche Sprache beherrschen, kritisierte Fischer am Sonntag in Stuttgart bei einem "Zeitzeugengespräch" im Haus der Geschichte.
Zu "sozialverträglichen Regeln des Zusammenlebens mit Muslimen in Deutschland" gibt es nach seiner Überzeugung keine Alternative. Fischer sprach sich allerdings dagegen aus, für die mögliche Einführung eines islamischen Feiertags einen christlichen Feiertag - etwa den Pfingstmontag - zu opfern. Die evangelische Kirche habe bereits zur Finanzierung der Pflegeversicherung den Buß- und Bettag geopfert. "Gebracht hat das keinen Pfennig", sagte der Bischof.
Zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und muslimischen Verbänden sei das Verhältnis seit Veröffentlichung des EKD-Papiers "Klarheit und gute Nachbarschaft" im 2006 abgekühlt. Probleme vor Ort hatte Fischer schon früher bei der Moschee in Mannheim festgestellt, die in Verbindung mit einem christlich-islamischen Bildungszentrum gegründet worden sei. Der Christ, der in diesem Zentrum arbeitete, habe diese Position verlassen, weil er wegen Drohungen aus der islamischen Gemeinde Angst um sein Leben bekommen habe. Evangelischen Christen in Deutschland wünscht der Bischof ein klareres Bekenntnis zu ihrem Glauben und zu ihrer Kirche. Er beneide die Amerikaner darum, dass Religion dort selbstverständlich ein öffentliches Thema sei und sich Menschen dazu bekennten. Zwar nehme dieser Trend auch in Deutschland zu, doch seien es etwa im Profifußball weiterhin zuerst Südamerikaner, die öffentlich ihren christlichen Glauben bezeugten. "Über Sex kann ich in jeder Talkshow sprechen, bei der religiösen Beheimatung ist das schon schwieriger", sagte Fischer. Einer Fusion der badischen und der württembergischen evangelischen Landeskirchen erteilte der Bischof eine klare Absage. Die Frage werde von außen an die Kirchen herangetragen, in den Kirchenleitungen denke niemand ernsthaft darüber nach. Die Kirchen seien bei der Zusammenarbeit auf einem "sehr guten Weg", doch wäre eine fusionierte Landeskirche in Baden-Württemberg mit 3,6 Millionen Mitgliedern die größte in der EKD - "und Größe ist nicht immer gut". Er habe als Bischof einen Basisbezug zu Mitgliedern und Pfarrern, den er in einer fusionierten Kirche nicht mehr haben könnte. Die Reihe der Zeitzeugengespräche wird am kommenden Sonntag mit dem katholischen Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, fortgesetzt. Gesprächspartnerin der prominenten Gäste ist die Journalistin Susanne Offenbach. (2271/04.10.2009)