02.12.2010

Palästinensische Gebiete: Zugang zu heiligen Stätten beschränkt

Über die Lage der Christen in den palästinensischen Gebieten

Palästinensische Gebiete: Zugang zu heiligen Stätten beschränkt

Über die Lage der Christen in den palästinensischen Gebieten

 

Am 29. November ist der Internationale Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk. Er erinnert an die Annahme der Resolution über die Teilung Palästinas durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 1947. Dreißig Jahre später wurde der Solidaritätstag für Palästina eingeführt. Unter den palästinensischen Gebieten versteht man heute das Westjordanland und den Gaza-Streifen. Sie sind zusammen 6257 Quadratkilometer groß, etwa zweieinhalb Mal so groß wie das Saarland. Von den 4,4 Millionen Einwohnern sind rund 80 Prozent Muslime und 12 Prozent Juden. Es gibt nur eine kleine christliche Minderheit von knapp zwei Prozent, darunter 25 000 Katholiken.

Trotz der geografischen Nähe zu den heiligen christlichen Stätten in Jerusalem und Umgebung sind sie für viele Menschen in Palästina unerreichbar. Palästinensische Christen beklagen sich über die Restriktionen, die ihnen von Israel auferlegt werden, um nach Jerusalem einreisen zu können. Der lateinische Patriarch in Jerusalem, Fouad Twal, bedauert: “Es ist schmerzhaft mit anzusehen, wie die örtlichen Gemeindemitglieder und die Christen vor Ort nicht einmal die heilige Stadt aufsuchen können. Für einen Ortspfarrer von Bethlehem ist es nicht möglich, mit seinen Gläubigen zu den Heiligen Orten hinzupilgern. Die gleiche Situation trifft auf Ramallah, auf Jordanien und auf andere Gemeinden zu; ihre Reisefreiheit ist wegen der zahlreichen Kontrollen und der Mauer, die sie abriegelt, stark eingeschränkt”.

Erzbischof Fouad Twal, lateinischer Patriarch von Jerusalem, bei seinem Impulsreferat für das Podiumsgespräch über das Heilige Land bei unserem Kongress 2008 in Augsburg. Der Pfarrer der Gemeinde von Taibeh im Westjordanland beklagt, dass er für die Osterfeierlichkeiten in Jerusalem nur 200 Genehmigungen zur Einreise nach Israel erhalten habe – dreimal weniger als die Jahre zuvor. Atallah Hanna, griechisch-orthodoxer Bischof in Ramallah, fordert, dass Jerusalem eine Stadt bleiben muss, die für alle Christen offen ist. Nicht nur durch die schwierigen Einreisebedingungen nach Israel fühlen sich Christen in den palästinensischen Gebieten benachteiligt, sondern auch durch den wachsenden islamischen Fundamentalismus. Besonders im Gaza-Streifen ist die Lage schwierig, seitdem die Bewegung Hamas die Region kontrolliert. Im vergangenen Jahr wurde die katholische Karfreitags-Kreuzwegandacht in der Kirche der Heiligen Familie abgehalten. Früher zogen die Gläubigen in einer Prozession durch die Straßen, doch heute muss die Tradition außerhalb der Öffentlichkeit stattfinden.

Auch die Lage in Jesu Geburtsstadt Bethlehem im Westjordanland hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Zwar gibt es dort keine Opfer von Diskriminierungen, aber es gibt Berichte, dass Islamisten palästinensische Christen oft fälschlicherweise als pro-amerikanisch ansehen, obwohl diese immer wieder ihre arabische Identität und ihre Solidarität mit ihren muslimischen Landsleuten betonen. Bundespräsident Christian Wulff besuchte am 30. November die palästinensischen Gebiete. Unter anderem traf er den Präsidenten der Palästinensischen Behörde, Mahmoud Abbas. Station seiner Reise im Westjordanland war auch Bethlehem, wo er vor der Grotte der Geburtskirche sogar ein Weihnachtslied sang. In den Tagen zuvor besuchte er Städte und Orte in Israel, wie Jerusalem, Tel Aviv, Bet Schemesch und die Holocaust-Gedenkstätte Jad Washem.Quelle: Kirche in Not