09.12.2010

China: Freiraum für Diakonie so groß wie nie

Christenrat: Staat fördert soziales Engagement der Kirchen

China: Freiraum für Diakonie so groß wie nie

Christenrat: Staat fördert soziales Engagement der Kirchen

 

Düsseldorf (idea) – In der Volksrepublik China waren die Freiräume der Kirchen für diakonische Aktivitäten noch nie so groß wie heute.

Das erklärte der Generalsekretär des staatlich anerkannten Chinesischen Christenrats, Baoping Kann (Peking), am 8. Dezember bei einem Besuch diakonischer und kirchlicher Einrichtungen in Düsseldorf. An vielen Stellen werde der soziale Beitrag der Kirche vom Staat nicht nur begrüßt, sondern auch finanziell unterstützt. Insbesondere bei der Katastrophenhilfe, etwa bei Erdbeben oder Überschwemmungen, habe die kommunistische Regierung die Hilfsbereitschaft der Christen gelobt. Als besonders große Herausforderung für die Kirchen nannte der Diakonie-Beauftragte des Christenrats, Paul Wang (Peking), die Situation der Wanderarbeiter, die ihre Familien auf dem Land zurückließen, um in Großstädten Lohn und Arbeit zu finden. China sei außerdem wegen der staatlich verordneten Ein-Kind-Politik eine sehr schnell alternde Gesellschaft. Die Kirche sei herausgefordert, sich in ihrer Pflege zu bewähren. Das Hauptproblem der Kirche sei, ihre Kapazitäten an ausgebildeten Kräften zu erhöhen. Eine siebenköpfige Delegation des Christenrats besuchte in Düsseldorf unter anderem das Krankenhaus und Pflegeeinrichtungen der Kaiserswerther Diakonie, wo vor 175 Jahren die weltweite Diakonissenbewegung ihren Anfang nahm.

Bohl: Umbrüche führen zu tätiger Nächstenliebe

Die Reisegruppe unter Leitung des Präsidenten des Christenrats, Gao Feng (Peking), traf auch mit dem stellvertretenden EKD-Ratsvorsitzenden, Landesbischof Jochen Bohl (Dresden), zusammen. Er erinnerte daran, dass die großen gesellschaftlichen Umbrüche im 19. Jahrhundert zur Entstehung der institutionellen Diakonie in Deutschland geführt haben. Durch Industrialisierung und Verstädterung seien sowohl Wohlstand wie auch viele soziale Nöte entstanden, die Christen zur tätigen Nächstenliebe bewegt hätten. Ähnlich sei heute die wirtschaftliche Umbruchsituation in China die Ursache vieler Probleme, die für die Kirche eine Herausforderung darstellen. Unter dem Dach des Christenrates sind etwa 20 Millionen evangelische Christen organisiert, die zu staatlich registrierten Kirchengemeinden gehören. Nicht-registrierte Hausgemeinden, die sich nicht der staatlichen Kontrolle unterwerfen wollen, stellen die Mehrheit der Christen in der Volksrepublik, deren Gesamtzahl auf 40 Millionen bis 130 Millionen geschätzt wird.