19.12.2010

Österreich: 31 christliche Flüchtlinge aus dem Irak aufgenommen

Sie sollen im Jänner nach Österreich kommen und in Pfarren untergebracht werden. Weitere Familien sollen folgen.

Österreich nimmt 31 christliche Flüchtlinge aus dem Irak auf, sie werden umgehend Asyl erhalten. Das hat Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) am Sonntag bestätigt. Zuvor hatte Wiens Erzbischof Christoph Schönborn bei einer Veranstaltung vom Start der Hilfsaktion berichtet und von einem "vorweihnachtlichen Zeichen der gelungenen Herbergsuche" gesprochen. Die Personen sollen Mitte Jänner in Österreich eintreffen, sie werden in Pfarren untergebracht. Weitere dürften folgen.

Schönborn, der immer wieder auf eine Aufnahme gedrängt und Österreichs Zurückhaltung kritisiert hat, wurde bereits am Samstag von Fekter telefonisch informiert, sagte er laut einer Aussendung der Erzdiözese am Sonntag bei der "Stephans-Matinee" in Wien. Das Attentat in der syrisch-katholischen Kathedrale in Bagdad-Qarrada, bei dem mehr als 50 Gläubige bei der Sonntagsmesse getötet wurden, sei sichtlich der Auslöser gewesen, eine gezielte Hilfsaktion zu ermöglichen.

Beginn mit fünf bis sechs Familien

Fekter erklärte, dass man vorerst mit fünf bis sechs Familien beginne. "Es ist abzusehen, dass es mehr werden." Sie würden in Zusammenarbeit mit dem UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) auf ihr neues Leben in der EU vorbereitet, österreichischer Partner sei die Caritas. Dieses Modell habe sich bereits in Deutschland bewährt.

Die Situation der Christen im Krisengebiet sei "wirklich dramatisch", so die Innenministerin, die auch auf eine Botschaft von Papst Benedikt XVI. zur Christenverfolgung verwies.

Kaum Kosten, Kirche übernimmt Unterbringung

Die Asylverfahren dürften sehr rasch erledigt sein, erwartet die Ministerin, denn "missbräuchliche Schwindeleien" seien in diesen Fällen nicht zu erwarten. Es entstünden kaum Kosten, die Unterbringung übernehme die Kirche, "das halte ich für eine schöne Geste und bedanke mich". Dass Österreich erst jetzt hilft, erklärte Fekter mit dem "Riesenrucksack" alter Asylverfahren und der Notwendigkeit zur Missbrauchsbekämpfung.

Schönborn bedankte sich ebenfalls: "Ich freue mich über diese gute Nachricht der Innenministerin - ein vorweihnachtliches Zeichen der gelungenen Herbergsuche".

Leben in Lagern in Jordanien und Syrien

Bei der Hilfsaktion geht es nach Angaben der Erzdiözese vor allem um die christlichen Flüchtlinge aus dem Irak, die derzeit in Jordanien und Syrien unter schwierigsten Bedingungen in Lagern leben müssen. Diese Christen hätten keine reale Möglichkeit zur Rückkehr in die Heimat, ihre einzige Chance bestehe in der Emigration. Auch im Wiener Erzbischöflichen Palais soll eine irakische Flüchtlingsfamilie aufgenommen werden.

(APA) DiePresse.com