23.12.2010

Irak: Christenverfolgung: US-Präsident soll intervenieren

Washington (idea) – Fast 100 Politiker aus Asien, Europa und Amerika appellieren an US-Präsident Barack Obama, verfolgte religiöse Minderheiten im Nahen Osten besser zu schützen.

Besonders die Situation der Christen im Irak, die Opfer anhaltender Anschläge islamischer Extremisten werden, mache es erforderlich, dass die USA ihrer Führungsrolle nachkämen. So heißt es in einem Schreiben, das von 94 Parlamentariern aus 15 Staaten unterzeichnet ist. Aus Deutschland beteiligt sich der CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer an dem Aufruf. Darin wird auf den Exodus der Christen aus dem Irak verwiesen. Ihre Verfolgung bedrohe auch die demokratische Entwicklung des Landes sowie den Frieden in der Region. Man erkenne zwar die Bemühungen an, sichere Zufluchtsorte für die Verfolgten zu finden, aber gleichzeitig gelte es, Christen vor Terroranschlägen zu schützen. Sie müssten ihren Glauben ohne Einschränkung zu praktizieren und öffentlich bekennen können. Die Unterzeichner kommen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Litauen, Mexiko, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Südkorea, Tschechien, Ungarn und den USA.

Weihnachtsgottesdienste abgesagt

Unterdessen haben die meisten Kirchen im Irak ihre Weihnachtsgottesdienste wegen drohender Anschläge abgesagt. Die Terrororganisation „Islamischer Staat Irak“, die mit dem Netzwerk El Kaida in Verbindung steht, kündigte am 22. Dezember im Internet neue Angriffe auf Christen an. Die Organisation war auch verantwortlich für das Blutbad in einer katholischen Kirche in Bagdad am 31. Oktober, bei dem 58 Menschen ums Leben kamen. Christen fliehen. Doch auch dort sind sie nicht sicher vor dem Terror extremistischer Muslime. Armee und Polizei sind nicht in der Lage oder nicht willens, die Minderheit zu schützen.

Christen erleben „die Hölle“

Christen leben seit fast 2.000 Jahren im Irak. Inzwischen hat sich ihre Zahl durch die Flucht vor Terrorismus dezimiert. 1990 lebten in dem Land 1,4 Millionen Christen, heute sind es etwa 200.000. Wie der Bischof der Chaldäisch-Katholischen Kirche in Bagdad, Shlemon Warduni, am 17. Dezember vor Journalisten in Berlin sagte, erlebten sie „die Hölle“. Immer wieder komme es zu tödlichen Attentaten. Anlass für Wardunis Äußerungen war eine Debatte im Bundestag. Dabei bekannten sich Vertreter aller Fraktionen zur Verteidigung der Religionsfreiheit.