23.12.2010

Turkmenistan: Zu Weihnachten im Arbeitslager

Ilmurad wird zu Weihnachten im Arbeitslager sein.Er wird beten und Gott preisen

Turkmenistan: Zu Weihnachten im Arbeitslager

Ilmurad wird zu Weihnachten im Arbeitslager sein.Er wird beten und Gott preisen

Keiner der neun bekannten Gewissensgefangenen, die in Turkmenistan aus religiösen Gründen in Haft sind, ist in den Genuss der jüngsten Amnestie gekommen. Unter den von der Amnestie Ausgeschlossenen befindet sich auch der bisher letzte Gewissensgefangene, der wegen der Ausübung seiner Religionsfreiheit zu einer vier Jahren Haft in einem Arbeitslager und „medizinischer“ Zwangsbehandlung verurteilt wurde, der protestantische Pastor Ilmurad Nurliev. Ebenso von der Amnestie ausgeschlossen wurde Ahmet Hudaybergenov, ein Zeuge Jehovas, der wegen seiner Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen im September zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Am 13. Dezember, dem Tag der Amnestie warteten zahlreiche Angehörige vor den Toren des Untersuchungsgefängnisses in Mary, darunter auch die Schwester von Ilmurad Nurliev. Einer der entlassenen Gefangenen berichtete, dass Nurlievs Name auf der Liste für die Amnestie stand, jedoch von Gefängnisbeamten gestrichen wurde. Pastor Nurlievs Frau Maya geht davon aus, dass dies wegen seines Glaubens auf Betreiben des Ministeriums für Staatssicherheit geschah. Sie kündigte an: „Ilmurad wird zu Weihnachten im Arbeitslager beten und Gott preisen“ Er hat bereits christliche Lieder mit Texten in Turkmenisch und Russisch komponiert. Maya Nurlieva berichtet weiters, dass ihrem Mann seit seiner Verhaftung nicht gestattet wurde, eine Bibel oder ein Neues Testament zu besitzen. Doch er kann große Teile der Bibel auswendig. Maya berichtet, dass ihr Mann in das Arbeitslager Seydi gebracht wurde. Wiatscheslav Kalataevsky, ein Baptist, der aus religiösen Gründen in diesem Lager eingekerkert war, bezeichnet die Zustände dort als „wie im Mittelalter“. Die tägliche Arbeitszeit in der Ziegelei, Metallfabrik und Kleiderfabrik in der Industriezone des Arbeitslagers beträgt für unter Fünfzigjährige zehn Stunden. Anzeichen sprechen dafür, dass in diesem Lager bereits in der Vergangenheit Gefangene mit psychotropischen (bewusstseinsverändernden) Substanzen zwangsbehandelt wurden. Ilmurad Nurliev droht laut Urteil die Zwangsbehandlung gegen seine angebliche Drogensucht, wobei sowohl seine Frau als auch Mitglieder seiner christlichen Gemeinde betonen, dass er nicht süchtig ist. Andrerseits wurde ihm nach seiner Verhaftung die benötigte Behandlung als Diabetiker verweigert.

Seine bei einer Razzia im Jahr 2007 konfiszierten christlichen Kassetten und DVDs wurden Nurliev nie zurückgegeben, obwohl die Polizei eine Rückgabe nach deren Überprüfung innerhalb von zehn Tagen angekündigt hatte.

Maya Nurlieva wird derzeit in auffälliger Weise überwacht, sobald sie ihre Wohnung in Mary verlässt. „Ein BMW mit getönten Heckscheiben steht in der Nähe unseres Wohnhauses mit einem jungen Mann am Steuer und folgt mir, wenn ich hinausgehe“, klagt Nurlieva. Außerdem vermutet sie, dass ihr Telefon abgehört wird.

Eine Gruppe protestantischer Leiter hat sich an das Zentrum der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in der Hauptstadt Aschgabad gewandt und um Unterstützung gebeten, um die Freilassung Nurlievs zu erwirken.

Quelle: Forum 18 News Service, Oslo

Deutsche Fassung: AK Religionsfreiheit der Österreichischen Evangelischen Allianz