31.12.2010
Indonesien: Verfolgung von Christen und Ahmadiyya teils schlimmer als geahnt
Vieles, was in Ländern wie Indonesien weitab der Weltöffentlichkeit geschieht, wird erst viel später – oder gar nicht bekannt.
Indonesien: Verfolgung von Christen und Ahmadiyya teils schlimmer als geahnt
Vieles, was in Ländern wie Indonesien weitab der Weltöffentlichkeit geschieht, wird erst viel später – oder gar nicht bekannt.
AKREF/pm – 31.12.2010 – Vieles, was in Ländern wie Indonesien weitab der Weltöffentlichkeit geschieht, wird erst viel später – oder gar nicht bekannt. Wir gehen davon aus, dass wir nur einen Bruchteil der Vorfälle überhaupt erfahren. Wenn die Kontakte zu Menschen vor Ort in allen betroffenen Gebieten gegeben wäre, würde sich vermutlich ein viel krasseres Bild ergeben.
Wie aus uns bekannter, zuverlässiger Quelle in Indonesien berichtet wurde, wurde am 8.8. wurde eine Batakgemeinde in Bekasi (bei Jakarta) von fanatischen Muslimen angegriffen und der Gottesdienst aufgelöst. Am 12.9. wurde ein Pastor eben dieser Gemeinde (unsere Meldung vom 12.9. nach der Jakarta Post gab das nicht her) kurz vor dem Gottesdienst von Fanatikern niedergestochen, eine Pastorin zusammengeschlagen. Ebenfalls von der JP nicht berichtet ist die Tatsache, dass als die beiden mit Motorrädern der Polizei ins Krankenhaus gebracht wurden, sie nochmals von den bisher unbekannten Tätern angegriffen wurden. Während die Polizei in Bekasi davon ausgeht, dass die Täter Mitglieder der militanten „Islamischen Verteidigungsfront“ seien, wird der Polizeichef von Jakarta mit der Aussage zitiert, der Anschlag habe keinen religiösen Hintergrund – stattdessen gehe es hier um einen Fall normaler Kriminalität. Auch Präsident Yudhoyono erklärte zunächst öffentlich, es handele sich um einen Fall normaler Kriminalität, der nichts mit Religion zu tun habe. Um den Fall genauer aufzuklären, hat der Präsident jedoch eine Untersuchungskommission eingesetzt, bestehend aus Vertretern der Polizei, der zuständigen Ministerien und der Religionsgemeinschaften. Zehn Verdächtige wurden bereits festgenommen.
Die „Islamische Verteidigungsfront“ hatte während des Fastenmonats Ramadhan und davor wieder mehrere gewaltsame Anschläge verübt. Weite Teile der indonesischen Bevölkerung fordern deshalb, dass die „Islamischen Verteidigungsfront“ als verfassungsfeindlich aufgelöst und verboten werden sollte. Stattdessen hat Religionsminister Suryadharma Ali am 29.8. ironischerweise erklärt, er wolle die islamische Ahmadiyya-Sekte auflösen. Etwa 200.000 Indonesier gehören zur friedlichen Ahmadiyya-Gruppe, die von der „Islamischen Verteidigungsfront“ genauso verfolgt wird wie die Christen. Auf Druck der „Islamischen Verteidigungsfront“ hatte Religionsminister Suryadharma Ali (in Abstimmung mit anderen Ministerien) der Ahmadiyya schon 2008 verboten, ihre Lehren öffentlich zu verbreiten. Die „Islamische Verteidigungsfront“ betrachtet die Ahmadiyya als Irrlehrer. Laut Zeitungsberichten soll Suryadharma Ali selbst enge Beziehungen zur „Islamischen Verteidungsfront“ und anderen radikalen islamischen Gruppen haben. Suryadharma Ali gehört zur islamischen “Vereinigten Entwicklungspartei”, einem der Koalitionspartner von Präsident Susilo Bambang Yudhoyono. Diese Entwicklungen zeigen, dass die indonesische Regierung der „Islamischen Verteidigungsfront“ und anderen fanatischen Splittergruppen allzu leicht nachgibt bzw. einzelne Kabinettsmitglieder sogar mehr oder weniger offen mit diesen Gruppen sympathisieren. Dies hängt auch damit zusammen, dass die islamischen Parteien durch geschickte Koalitionsverhandlungen viel stärker im Kabinett vertreten sind als es ihrem Stimmenanteil bei den letzten Parlamentswahlen eigentlich entsprechen würde.
Christen in Indonesien beten, dass die Anschläge vom 12.9. schnell und umfassend aufgeklärt werden, außerdem dass Präsident Yudhoyono und die gesamte Regierung gegenüber den Fanatikern zu dem entschlossenen Kurs zurückkehrt, den Yudhoyono früher vertrat, als er noch Sicherheitsminister unter Präsidentin Megawati war (und keine Rücksicht auf Koalitionspartner nehmen musste).