19.02.2010

Irak: Christen fliehen erneut aus Mosul

(Mosul, 19. Februar 2010, Open Doors) – Nach der gezielten Ermordung mehrerer Christen im nordirakischen Mosul fliehen erneut viele christliche Familien aus der Stadt. In den vergangenen Tagen wurden mindestens sechs Christen an verschiedenen Orten in Mosul erschossen. Wie irakische Mitarbeiter des Hilfswerkes für verfolgte Christen Open Doors berichteten, sollen etwa 50 Familien Mosul verlassen haben oder im Begriff sein zu fliehen. Einheimische Christen befürchten erneut eine organisierte Kampagne gegen Christen, um sie aus Mosul zu vertreiben. Bereits im Oktober 2008 wurden innerhalb weniger Tage mehrere Christen teilweise auf offener Straße ermordet. Per E-Mail und Telefon bitten einheimische Mitarbeiter dringend darum, für die Situation zu beten. Wer die Täter sind oder aus welchen Kreisen sie stammen, ist bislang unbekannt. Ein einheimischer Mitarbeiter berichtete Open Doors: "Christen wurden gezielt in ihren Häusern ermordet. Mehrere wurden vor dem letzten Checkpoint aus Mosul heraus getötet, während kurdische und arabische Sicherheitskräfte zusahen." Open Doors bittet darum, für die Glaubensgeschwister zu beten.

Christen ausgeliefert

Am 15. Februar starb Rayan Salam. Am 16. Februar wurde der Ladenbesitzer Nahem Abdullah Fatoohy getötet. Am selben Tag wurden an der Universität von Mosul Zaya Toma (Maschinenbau-Student) und Ramsen Shamael (Pharmazie-Student) getötet. "Muslimische Studenten zeigten auf Kommilitonen, die Christen sind. Als nächstes wurden diese weggeschleppt und ermordet“, so ein Mitarbeiter, der aus Sicherheitsgründen ungenannt bleiben möchte. Auch die Vereinten Nationen berichteten von der Erschießung zweier Studenten am 16. Februar in Bezirk al Arabi im Norden von Mosul. Dabei starb auch ein weiterer Iraker; ein Mann wurde verletzt. Ob es sich bei den getöteten Studenten um Zaya Toma und Ramsen Shamael handelt, ist derzeit noch unklar. Es sei aber gut möglich, so Mitarbeiter von Open Doors, dass es auch zwei andere Studenten sein könnten. Laut den Vereinten Nationen töteten bewaffnete Männer am 14. Februar einen Christen vor seinem Haus im Osten von Mosul. Er war gerade von seiner Arbeit nach Haus gekommen. In seinem Gemüseladen im Bezirk Tamoz wurde am 15. Februar ein Christ beschossen. Dabei starb auch ein anderer Iraker.

Auf der Straße hingerichtet

Bereits im Oktober 2008 durchstreiften bewaffnete islamistische Terroristen die Straßen von Mosul und ließen sich von Passanten ihren Ausweis zeigen. Im Ausweis ist die Religionszugehörigkeit "Muslim" oder "Christ" eingetragen. Christen wurden auf der Stelle durch einen Kopfschuss getötet. Panikartig verließen viele die Stadt. Mindestens 40 Christen sollen nach Medienberichten getötet worden sein, über 12.000 Christen flohen aus Mosul.