17.11.2010

Pakistan: Um Asia Bibi zu retten

40.000 E-mails und eine Anti-Blasphemie-Petition. Die vielen weiblichen Opfer des Blasphemie-Gesetzes

Pakistan: Um Asia Bibi zu retten

40.000 E-mails und eine Anti-Blasphemie-Petition.

Die vielen weiblichen Opfer des Blasphemie-Gesetzes

 

 

 

ISLAMABAD, 17. November 2010 (ZENIT.org/Fides.org).- Die internationale Mobiisierung zur Rettung von Asia Bibi, der wegen Blasphemie zum Tode verurteilten Christin, zeigt erste Resulate: Dank des Einsatzes von christlichen Vereinigungen, von Menschenrechts-Gruppen und von einfachen Bürgern wurden die Regierungsbüros in Pakistan in wenigen Tagen mit ca. 40.000 E-mails überschwemmt, in denen die Freilassung der Frau gefordert wird.

Die Kirche in Pakistan und die christlichen Gemeinden auf internationaler Ebene nahmen di Petition zur Abschaffung des Blasphmie-Gesetzes von vor einem Jahr wieder auf: dank einer Inititive der Justitia et Pax-Kommission der pakisgtanischen Bischöfe, die von zahlreichen anderen Vereinigungen geteilt wird, wurden in Pakistan meh als 75 Unterschriften gesammelt um die Abschaffung des Gesetzes von der Regierung zu fordern.

Die Initiative hat die nationalen Grenzen gesprengt und wurde in das Werk „Hilfe für die KIRCHEN IN Not" aufgenommen: In Frankreich hat der Sekretär des Werks kürzlich mehr als 10.600 Unterschriften gesammelt und der französischen Regierung übergeben, während der italienische Sekretär von ACS in wenigen Wochen 1.400 Zustimmungen erreicht hat und sich daranmacht, die Petition anlässlich der Vorstellung des Berichts 2010 über die Religionsfreiheit am 24. November in Rom wieder aufzunehmen.

Das Gesetz sorgt weiterhin in der pakistanischen Gesellschaft für heftige Debatten. Die Kirche, die nationale Menschenrechtskommission und andere Gruppierungen der bürgerloichen Gesellschaft, auch muslimische, lehnen das Gesetz offen ab und fordern die Aufhebung. Heute fordern sie von der pakistanischen Regierung das Gesetz im Parlament öffentlich zu revidieren. Der Minister für die religiösen Minderheiten, Shahbaz Batti, ist für eine „Revision". Die Konferenz der „Jamiat Ulema von Pakistan" (JUP), in Vertreung von mehr als 30 religiösen Parteien, hält es dagegen für „unantastbar" und droht mit heftigen Protestaktionen. Lokale Fidesquellen vermerken, dass in den fundamentalistischen muslimischen Kreisen „ein Versuch im Gange ist, jeden als 'blasphemisch' zu bezeichnen, der dieses Gesetz abschaffen will. Das könnte den Religionshass in der Gesellschaft noch weiter schüren."

Das „Gesetz über die Blasphemie" schließt die Artikel 295b, 295c, 298a, 298b e 298c des pakistanischen Strafgesetzbuches ein und sieht Gefängnisstrafen und auch die Todesstrafe für diejenigen vor, die den Namen des Profeten Mohamend und den Koran beschimpfen oder entweihen.

Asia Bibi ist nicht allein. Viele christliche Frauen, Familienmütter wie sie sind unschuldige Opfer des Blasphemiegesetzes geworden. Für einige von ihnen ist der Prozess mit dem Freispruch beendet worden, für andere mit der Verurteilung. Einige warten noch auf das Urteil, andere sind gezwungen, wegen der Bedrohung von Extremisten versteckt zu leben. Wie der Fidesdienst von der „Kommission Iustitia et Pax" erfahren hat, sind 15 christliche Frauen zwischen 1987 und 2010 (hinzu kommen eine muslimische Frau und eine Hinduistin) unter Anklage gestellt und verhaftet worden. Aber viele andere Fälle sind verborgen und nicht in den Zahlen inbegriffen, da sie nicht auf offizielle Anklagen zurückgehen. Hier einige der schlimmsten Vorfälle, die dem Fidesdienst übermittelt wurden:

- Im August 2010 wurden Rubina Bibi und ihr anderhalbjähriger Sohn aus einem Gefängnis in Gujranwala, im Punjab, entlassen. Ein Gericht hat bestätigt, dass die Frau im März 2010 auf der Grundlage der falschen Zeugenaussage eines Nachbarn eingesperrt worden war, der sie nach einem Streit über nichtssagende Dinge beschuldigte, den Profeten Mohamend beschimpft zu haben.

- Im Juli 2010 ordnete das Hohe Gericht nach 14 Jahren Gefängnis die Freilassung einer der Blasphemie beschuldigten Frau an: Die 60 jährige Zaibul Nisa war seit 1996 ohne Prozess im Track des lokalen Gefängnisses für geistig Kranke in Haft gewesen. Damals wurde sie von einem Nachbarn beschuldigt, den Koran entweiht zu haben, und die Behörden verhängten ohne jeden Beweis ihre Verhaftung.

- Noch immer im Gefängnis ist Martha Bibi Masih, verheiratet und Mutter von sechs Kindern, aus dem Dorf Kot Nanka Singh im Punjab. Sie war am 23. Januar 2007 verhaftet worden und wurde der Blasphemie gegen den Profeten angeklagt. Die Frau hatte von den Arbeitern auf der Baustelle einer Moschee in der Nähe ihrer Wohnung gefordert, ihr das Material zurückzugeben, das ihr nicht bezahlt worden war. Der Imam hatte sich geweigert zu zahlen und sie stattdessen der Blasphemie beschuldigt . Martha war nach Zahlung einer Kaution von 100.000 Rupien (ca. 1200 $ ) freigelassen worden. Nach Drohungen und Protesten seitens der Extremisten wurde sie jedoch erneut verhaftet und wartet heute noch immer auf das Urteil der Gerichts von Lahore.

- Im August 2009 griff eine Gruppe von Muslimen das Haus von Akhtari Malkani, einer alten christlichen Frau, im Distrikt von Snaghar in der Provinz des Sindh mit der Begründung an, sie habe den Koran entweiht.

- Im Februar 2009 wurden zwei christliche Krankenschwester-Schülerinnen, Amara und Sitara, vom al Fatima Memorial Hospital von einigen muslimischen Studentinnen beschuldigt, Koranverse entweiht zu haben. Unter der Drohung einen Blasphemie-Fall vom Zaun zu brechen, zwangen sie die beiden Mädchen, die Schule zu verlassen.

- Im Mai 2007 beschuldigten muslimische Studentinnen einer Madrassa neben der Roten Moschee von Islamabad einige Mädchen des nahe gelegenen "Pakistan Institute of Medical Science" der Blasphemie: die Behörden schlossen daraufhin das Institut für zwei Wochen, suspendierten den Direktor und vier christliche Studentinnen. Die Beschuldigung ist laut Fides-Quellen eine Methode um christliche Frauen zu diskriminieren und ihnen das Recht auf Bildung zu verweigern.

- 2006 wollte Naseem Bibi, eine christliche Frau aus dem Distrikt von Kasur, verheiratet mit drei Kindern, verhindern, dass junge Muslime ein Kreuz auf einen Abfall-Container malten. Die jungen Leute haben sie beschimpft und dann ein Foto von der Kaaba in Mekka genommen, es mit Exkrementen beschmiert und anschließend die Frau als die Täterin hingestellt. Naseem wurde der Blasphemie angeklagt und verhaftet. Im Gefängnis wurde sie vergewaltigt und geschlagen. Nach 9 Monaten wurde sie als unschuldig entlassen.

- Im Juni 2005 wurden einige Schwestern vom Hl. Paulus in Karachi, die ein Geschäft für christliche Veröffentlichungen hatte, der Blasphemie angeklagt, da sie, einigen Muslimen zufolge, CDs und Videos blasphemischen Inhalts verkauften und diese für Proselitismus benutzten. Der Fall hat weites Echo und Proteste verursacht; die wurden eingeschüchtert und bedroht.

- Im Juni 1995 wurde der Lehrerin Catherine Shaheen aus Lahore wegen ihrer christlichen Religionszugehörigkeit das Gehalt verweigert. Nach ihren Protesten wurde sie der Blasphemie beschuldigt und ist seither aufgrund von fundamentalistischen Drohungen gezwungen, verborgen zu leben 

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