24.08.2011
Deutschland: "Es war Gottes Liebe"
Warum ein Ex-Moslembruder heute als christlicher Missionar tätig ist, hat idea-Redakteur Klaus Rösler erfahren.
Deutschland: "Es war Gottes Liebe"
Warum ein Ex-Moslembruder heute als christlicher Missionar tätig ist, hat idea-Redakteur Klaus Rösler erfahren.
(idea) „Es war die Liebe“, sagt der Pakistani Aziz Mirza (35) auf die Frage, warum er Christ geworden ist. „Dass Gott die Menschen liebt, das gibt es nicht im Koran“, erläutert er. Weil Christen im Gespräch mit ihm deutlich machten, dass diese Liebe Gottes auch ihm gelte, habe er dem Islam den Rücken gekehrt. Dass auf Religionswechsel in Pakistan die Todesstrafe steht, sei für ihn kein Argument gewesen, nicht Christ zu werden.
Kontakt zu Zeugen Jehovas
Aziz kam Anfang 2000 aus politischen Gründen nach Deutschland. Der gelernte Maurer war damals Mitglied einer radikalen Moslembruderschaft, die gegen das Regime des ebenfalls islamischen Machthabers Pervez Musharraf in Pakistan kämpfte. Einige ihm bekannte Mitglieder der Moslembruderschaft verschwanden spurlos. Aziz vermutet, dass sie von Sicherheitskräften des Landes umgebracht wurden. Sein Vater – ein islamischer Geistlicher – bedrängte daraufhin seinen Sohn, dass Land zu verlassen. Und so floh Aziz nach Deutschland. Auf sein Verfahren zur Anerkennung als politischer Flüchtling wartete er im Asylbewerberheim in Schneeberg im Erzgebirge. Dort bekam er Besuch von den Zeugen Jehovas. Zwei Jahre lang las er mit ihnen die Bibel. Doch schließlich wurde ihm der Glaube der Zeugen Jehovas zu eng. Ohnehin wurde er wenig später in ein anderes Asylbewerberheim verlegt, nach Mobendorf bei Chemnitz. Hier kam er in Kontakt mit Christen aus der evangelischen Kirche.
Endlose Gespräche mit einer Seniorin
Die rüstige Rentnerin Maria Jagsteidt organisierte immer wieder Hilfslieferungen in unterentwickelte Länder. Um die vielen Pakete in einen Container zu packen, suchte sie tatkräftige Hilfe – und Aziz meldete sich. Es folgten endlose Gespräche mit der Seniorin, aber auch mit Pfarrer Daniel Mögel. Längst war Aziz innerlich Christ geworden. Seinen neuen Glauben bekannte er schließlich öffentlich 2004, als er in der Kirchengemeinde getauft wurde: „Ich habe Jesus nicht gesucht – er hat mich gefunden.“ Aziz besuchte eine einjährige Bibelschule bei der Organisation „Jugend mit einer Mission“.
Für Ex-Muslime besteht Lebensgefahr
Als politischer Flüchtling war Aziz jedoch noch nicht anerkannt. Im Gegenteil: Sein erstes Verfahren ging schlecht aus. Es bestehe für ihn kein Asylgrund, hieß es. Ihm drohte die Abschiebung nach Pakistan. Sein Anwalt Horst S. Schmidt legte immer wieder dar, dass für einen Ex-Moslem dort Lebensgefahr bestehe. Schließlich hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg ein Einsehen und stellte fest, dass für Aziz ein dauerhaftes Abschiebehindernis vorliege.
Aziz ist tief davon überzeugt, dass er nicht Menschen, sondern letztlich Gott den positiven Ausgang nach vielen Schwierigkeiten verdanke: „Gott kämpft für mich.“ Er greift zu dem kleinen Kreuz, das er um seinen Hals trägt: „Wenn wir ein Kreuz tragen, vergessen wir nicht, dass Jesus für uns gestorben ist.“ Inzwischen ist der Pakistani nach Hamburg umgezogen. Er hofft, dort Arbeit zu finden. Und er hält sich zur großen, pfingstkirchlichen Elim-Gemeinde, deren Gottesdienste er regelmäßig besucht. In der Stadt gebe es viele Ausländer, auch Pakistani, meint er zur Begründung. Gerade ihnen will er nun von der Liebe Gottes weitersagen.