24.02.2011

Zentralasien:„Entweder Jesus oder ich!“

(Open Doors) – Habib stammt aus einem Land Zentralasiens. Seinen richtigen
Namen und Wohnort können wir nicht nennen. Zwar dürfen wir Habibs Geschichte
weitergeben, doch würde seine wahre Identität bekannt, wären die Folgen für
ihn fatal. In seiner Kultur steht die Familienehre über dem individuellen
Wunsch etwa seinen Glauben selbst zu wählen. Als der junge Muslim sich
entschied, künftig Jesus Christus nachzufolgen, hat er damit das Ansehen
seiner Familie beschmutzt.

Lebenswende im doppelten Sinn
Open Doors-Mitarbeiter Daniel (Name geändert) traf Habib in einem Safe House
in Zentralasien. Solche Zufluchtshäuser unterhält Open Doors in mehreren
Ländern. Sie geben Christen, die vor Gewalt und Morddrohungen fliehen
mussten, ein sicheres Zuhause. Als Habib dort ankam, war er gerade 23 Jahre
alt geworden. Er sprach kaum Russisch, die Verkehrssprache in der Region,
besonders unter alten Menschen. Als 17-Jähriger entschied er sich auf einem
christlichen Jugendlager für ein Leben mit Jesus.

Habib besuchte christliche Treffen und las daheim das Injil (arab. Neues
Testament). Sein Vater war Leiter der Stadtbücherei. Anfangs regte er sich
nur auf über den Glaubenswechsel seines Sohnes. Dann versprach er ihm
Geschenke. Habib dürfe auch die Universität besuchen, wenn er zum Islam
umkehre. Mitleiderregend appellierte der Vater an den Sohn. Ob der denn
wirklich wolle, dass sein eigener Vater an einem Herzleiden sterbe.

Vor die Entscheidung gestellt
Je länger sich der Sohn weigerte, zum Islam zurückzukehren, desto härter
wurde die Verfolgung. Verwandte versuchten, ihn mit Schlägen auf den
"rechten Weg" zurückzubringen. Einmal prügelten sie ihn sogar bis zur
Bewusstlosigkeit. Sein Vater bäumte sich ein letztes Mal auf und stellte
Habib vor die Wahl: "Du hast Schande über unsere Familie gebracht. Übst du
diese Religion weiter aus, bist du nicht länger mein Sohn. Entweder Jesus
oder ich!" Habib brach es das Herz. "Vater, ich liebe dich so sehr", weinte
er, "ich wünschte, du würdest mich nicht zu einer Entscheidung zwingen, aber
ich kann Jesus nicht verleugnen." Der Vater blieb hart und warf seinen Sohn
aus dem Haus. Lediglich seine Bibel durfte er mitnehmen.

Oase des Friedens
Von der eigenen Familie verstoßen zu sein, hinterließ bei dem jungen Mann
tiefe seelische Spuren. Er vermisste seine Eltern und Geschwister sehr. So
gut es ging, standen christliche Freunde ihm bei. Doch die ganze Stadt
schien über ihn Bescheid zu wissen. Es wurde zunehmend schwieriger, dort zu
bleiben, geschweige denn, eine Arbeit zu finden. Freunde bezahlten ihm eine
Fahrkarte und schickten ihn in ein Zufluchtshaus von Open Doors. Für den
jungen Mann brach nun eine Zeit der Heilung und der Zurüstung an. Er erhielt
Kleidung und Schuhe und zog in ein eigenes Zimmer. Habib lernte schnell
Russisch und ein Handwerk. Die meisten Bewohner dieses Safe House hatten
Ähnliches erlebt. So betete einer für den anderen um Versöhnung mit ihren
Familien.

Nach Hause kommen
Ende August vergangenen Jahres nahm sein Vater Kontakt zu ihm auf. Er lud
ihn nach Hause ein. Genau an seinem Geburtstag kehrte Habib in seine Heimat
zurück. Alle waren überrascht, wie gut er aussah; so gesund und mit einer
soliden Lebenseinstellung. Sie glaubten, er sei auch zum Islam zurückkehrt.
Doch in diesem Punkt musste er sie enttäuschen. Und nach anfänglicher Freude
begann der Druck von Neuem. Der junge Habib bleibt mit seinem
unerschütterlichen Bekenntnis zu Jesus Christus eine Schande für seine
Familie. Er ist zwar wieder zu Hause, aber der Weg vor ihm ist kein
einfacher. Mehr denn je braucht er Gottes Beistand und unser Gebet.