06.01.2011

Deutschland: EKD-Chef zur Christenverfolgung

„Da zündeln einige gerne mit“ Schneider: Armut und radikale Religion ergeben hoch explosive Mischung

Deutschland: EKD-Chef zur Christenverfolgung

„Da zündeln einige gerne mit“ Schneider: Armut und radikale Religion ergeben hoch explosive Mischung

 

Mainz/Hannover/Wetzlar (idea) – Das Zusammentreffen von Hunger und Armut mit radikalisiertem Glauben ergibt nach Ansicht des EKD-Ratsvorsitzenden, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), eine „hoch explosive Mischung“. Sie entlade sich bisweilen in Gewalt gegen Minderheiten, wie der Anschlag in der Neujahrsnacht auf eine koptisch-orthodoxe Kirche im nordägyptischen Alexandria mit 22 Toten zeige. „Da zündeln einige gerne mit“, sagte Schneider am 4. Januar im heute journal des ZDF (Mainz). Den mangelnden Schutz der christlichen Minderheit in Ägypten führt er auch darauf zurück, dass die Sicherheitskräfte wohl von Sympathisanten der Extremisten durchsetzt seien. Das Thema Religionsfreiheit müsse auf die internationale Tagesordnung kommen, so der EKD-Ratsvorsitzende.

Schneider nimmt an koptischem Weihnachtsgottesdienst teil

Er will seine Solidarität mit den Kopten durch seine Teilnahme an einem Weihnachtsgottesdienst in Düsseldorf am 6. Januar zeigen, wie die EKD-Pressestelle in Hannover mitteilte. Schneider: „Wir stehen an der Seite unserer bedrängten und verfolgten Glaubensgeschwister in aller Welt.“ In einem Kondolenzbrief an das Oberhaupt der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland, Bischof Anba Damian (Höxter), schreibt er: „Wir als Glieder der Evangelischen Kirche in Deutschland leiden mit den Gliedern der Koptisch-Orthodoxen Kirche, denn wir bekennen mit dem Apostel: Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder!" Nach Terrordrohungen im Internet stehen die koptischen Weihnachtsgottesdienste in Deutschland unter Polizeischutz.

Christen sollten keine Vergeltung üben

Schneider mahnte verfolgte Christen dazu, auf Anschläge nicht mit Vergeltung zu reagieren und so die Spirale der Gewalt voranzutreiben. Die biblische Jahreslosung für 2011 „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“ (Römer 12,21) könne dafür eine verlässliche Richtschnur sein. Der Anschlag von Alexandria sei nur ein Beispiel dafür, dass weltweit immer mehr Christen verfolgt und bedrängt würden. Ende Oktober starben 58 Menschen bei einem Anschlag auf eine chaldäisch-katholische Kathedrale in Bagdad, zu Weihnachten gab es Tote bei Anschlägen auf Kirchen in Nigeria. Man dürfe deshalb nicht nachlassen, in aller Welt für das Menschenrecht auf freie Religionsausübung einzutreten.

Entwicklungshilfe an Religionsfreiheit knüpfen?

Zurückhaltend äußerte sich der EKD-Ratsvorsitzende im ZDF zu dem in der Politik diskutierten Vorschlag, die deutsche Entwicklungshilfe mit dem  Schutz religiöser Minderheiten zu verknüpfen. Dies hat auch Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) im Blick auf Ägypten abgelehnt. Hingegen forderte der koptisch-orthodoxe Bischof Damian eine Koppelung der staatlichen Entwicklungshilfe an die Einhaltung der Menschenrechte. In Ägypten flössen öffentliche Mittel – auch Entwicklungsgelder – vor allem in islamische Ausbildungsstätten. Die Kopten erhielten nichts, sagte er in einem Radiointerview mit ERF-Medien (früher: Evangeliums-Rundfunk). Die christliche Minderheit, die rund zehn Prozent der 83 Millionen Einwohner Ägyptens stellt, werde in der Gesellschaft benachteiligt. Damian warf manchen islamischen Verkündigern vor, in Freitagsgebeten den Hass auf Christen zu schüren. Sie ähnelten bisweilen „Kriegserklärungen“.