07.06.2011

Nepal: Predigten bald verboten?

(KATHMANDU, 7. Juni 2011) - In Nepal soll künftig mit Gefängnis und Bußgeld bestraft werden, wer andere zum Religionswechsel anstiftet. So sieht es der Entwurf des neuen Strafrechts vor, den Justizminister Prabhu Shah am 15. Mai im Parlament einbrachte. Einheimische Christen zeigten sich von diesem drastischen Vorschlag völlig überrascht: „Von den Planungen hatten wir nichts gewusst“, sagte Lokmani Dhakal, Generalsekretär der Nepalesischen Christengesellschaft, dem Informationsdienst Compass Direct. Christen sind weder im Ministerrat noch im Parlament des Landes vertreten. Bis 2007 war der südasiatische Himalaja-Staat das einzige hinduistische Königreich. Vor fünf Jahren wurde der Hinduismus als Staatsreligion abgeschafft. Christen befürchten, dass sich die junge Republik wieder zu einer Hindu-Monarchie entwickelt könnte und die Zeit relativer Religionsfreiheit damit vorbei wäre. Unter den 30 Millionen Einwohnern leben weniger als ein Prozent Christen. 80 Prozent sind Hindus.

Fünf Jahre Haft für Bekehrungsversuch

Paragraph 160 des Entwurfes verbietet Handlungen, finanzielle Anreize sowie falsche Versprechungen, um jemanden von dessen Glaubensüberzeugungen abzubringen und zu einer anderen Religion [Anm. Open Doors: beispielsweise vom Hinduismus zum christlichen Glauben] zu bekehren. Verstöße würden mit Bußgeldern von bis zu 50.000 Rupien (ca. 470 Euro) und Haftstrafen von maximal fünf Jahren geahndet. Verurteilte Ausländer würden binnen sieben Tagen abgeschoben. Sollte das Strafrecht vom Parlament, dessen Rechtsausschuss sowie nach zweiter Lesung vom Präsidenten gebilligt werden, könnten Glaubensgespräche mit Nicht-Christen oder Predigten über das Evangelium als Bekehrungsversuch gedeutet werden und damit als Straftat gelten, befürchten Kirchenleiter.

Ursprünglich sollte bis zum 28. Mai eine neue Verfassung für Nepal verabschiedet werden, die auch Religionsfreiheit vorsieht. Die Frist wurde nun um drei Monate verlängert. Unterdessen erstarken hinduistische Kräfte, die den Hinduismus wieder als Staatsreligion erheben möchten. Die hinduistische Rastriya Prajatantra Partei Nepal hatte die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen vorgeschlagen. Ihrer Meinung nach würde eine Volksabstimmung in der Wiedererrichtung eines Hindu-Königreiches münden. Das Volk sei von den politischen Machtgerangel zunehmend enttäuscht.

Quelle: Compass Direct und Open Doors