02.03.2011

Pakistan: Christliche Minderheit jetzt nicht alleine lassen

Open Doors-Gründer Bruder Andrew: Bhatti zahlte höchsten Preis

Pakistan: Christliche Minderheit jetzt nicht alleine lassen

Open Doors-Gründer Bruder Andrew: Bhatti zahlte höchsten Preis

(KELKHEIM, 03. März 2011) – "Ich kannte Shahbaz Bhatti sehr gut und bin zutiefst schockiert über seinen Tod", so Bruder Andrew, Gründer des internationalen überkonfessionellen Hilfswerkes Open Doors über die Ermordung des pakistanischen Minderheitenministers Shahbaz Bhatti. Seit Jahren ist das Hilfswerk für verfolgte Christen auch in Pakistan aktiv, zuletzt half es nach der Flutkatastrophe christlichen Familien, die bei der Verteilung von Hilfsgütern ausgegrenzt wurden. "Wir haben einen hochgeschätzten Menschen verloren – aber nicht die Hoffnung! Denn Gott wirkt weiter in Pakistan", so Bruder Andrew. Bhatti habe seine politische Verantwortung als Minister für religiöse Minderheiten in Pakistan und seine moralische Verantwortung als Christ wahrgenommen, um gegen das "schreckliche" Blasphemiegesetz zu kämpfen. "Dies ist der höchste Preis, den manche im Einsatz für einen Wandel, für Veränderungen zahlen. Wir trauern mit den Angehörigen."

 

 

Open Doors: "Christen jetzt nicht alleine lassen"

 

In den vergangenen Jahren beobachtet Open Doors in Pakistan eine Zunahme islamistischer Kräfte innerhalb und außerhalb der Regierung. "Shahbaz Bhatti kann seinen Einsatz für verfolgte Christen in Pakistan nicht mehr fortführen. Aber jeder Christ weltweit hat dazu die Möglichkeit: allem voran im Gebet", sagt Markus Rode, Leiter von Open Doors in Deutschland (Kelkheim bei Frankfurt am Main). "Denn Christen tragen füreinander Verantwortung, egal wo sie leben oder welcher Nationalität sie angehören." Der Mord an Bhatti zeige, wie wichtig es ist, den Glaubensgeschwistern in Pakistan nun Mut zu machen und ihnen beizustehen. Pakistan ist von Platz 14 auf 11 Platz im Weltverfolgungsindex 2011 von Open Doors vorgerückt. Die Liste zeigt an, wo Christen wegen ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden. "Sie brauchen unser Gebet und unsere Stimme in den Kirchen, in Politik und Medien", so Markus Rode. "Wir dürfen nicht zulassen, dass Verfolgung und Mord dazu führen, dass pakistanische Christen es nicht mehr wagen, mit Nachbarn über ihren Glauben zu sprechen und Schläge oder Vergewaltigungen aus Angst vor weiteren Konsequenzen nicht mehr zur Anzeige bringen", so Rode. Shahbaz Bhattis Tod wäre dann umsonst gewesen. 

 

 

Mutiger Einsatz für verfolgte Christen

 

Am 2. März wurde der Minister Shahbaz Bhatti in der Hauptstadt Islamabad auf dem Weg zu seiner Arbeit in seinem Dienstwagen beschossen. Er verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus. Zu der Tat bekannten sich pakistanische Taliban. Der 42-Jährige war der einzige Christ in der Regierung. Er hatte sich ebenso wie der im Januar getötete Gouverneur der Provinz Punjab Salman Taseer für die Freilassung der wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilten Christin Asia Noreen und gegen die berüchtigten Blasphemiegesetze eingesetzt. Im vergangenen Monat berichtete Bhatti gegenüber der "Pakistan Christian Post" von Morddrohungen. "Ich bekam einen Anruf von einem Taliban-Kommandeur. Er sagte: 'Wenn du eine Änderung des Blasphemiegesetzes bewirkst oder nur davon sprichst, wirst du getötet werden." Bhatti sagte im Zeitungsgespräch, dass er nicht damit rechne, dass Leibwächter ihn wirklich schützen könnten. Er vertraue auf Gottes Schutz. In einem anderen Interview sagte Bhatti, er sei bereit, als Christ für die Sache Jesu zu sterben. "Ich lebe für meine Gemeinschaft und für die leidenden Menschen und ich würde dafür sterben, um ihre Rechte zu verteidigen. Morddrohungen und Warnungen können mich davon nicht abhalten."

 

 

Hintergrund:

 

Das oben erwähnte pakistanische Blasphemie-Gesetz wurde 1985 eingeführt. Das Gesetz wird häufig von Muslimen missbraucht, um Christen und andere religiöse Minderheiten unter Druck zu setzen. Es sieht unter anderem lebenslang Gefängnis oder gar die Todesstrafe für die Beleidigung des Islam vor. Bei Streitigkeiten beispielsweise um die verzögerte Rückzahlung von Darlehen an Christen oder um das Grundstück eines Christen, wurden Christen beschuldigt, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben, damit der muslimische Schuldner das Geld nicht zurückzahlen muss oder das Grundstück bekommt. Im vorigen November wurde erstmals eine Frau zum Tod aufgrund der Blasphemiegesetze verurteilt. Asia Noreen soll in einem Streit mit anderen Frauen über Religion den islamischen Propheten Mohammed beleidigt haben. Die Mutter von fünf Kindern beteuert ihre Unschuld.