12.03.2011

Indien: Neue Welle antichristlicher Gewalt in Orissa

Unter den Gläubigen kehrt die Angst zurück

Indien: Neue Welle antichristlicher Gewalt in Orissa

Unter den Gläubigen kehrt die Angst zurück

ROM, 10. März (ZENIT.org).-Eine neue Welle der Gewalt sorgt unter christlichen Gemeinden in Indien erneut für Angst und Schrecken. Einheimische Beobachter haben im Distrikt Malkangiri im Staat Orissa wiederholte Angriffe Christen verübt. Im vergangenen Monat wurden die Angriffe häufiger. Insgesamt kam es zu 10 Übergriffen, bei denen mehrere Gläubige verletzt wurden, darunter auch Frauen und Kinder. Wie der Pastor Vijay Purusu von der evangelischen "Betel Church" berichtet, wurden die Christen bei nächtlichen Übergriffen misshandelt: mindestens vier christliche Familien haben aus Angst ihre Wohnungen verlassen, hieß es jetzt beim Päpstlichen Fidesdienst.

 

Der ostindische Staat Orissa und insbesondere der Distrikt Khandamal, waren bereits in den Jahren 2007-2008 Schauplatz einer Reihe von Angriffen und Aggressionen gegen Christen, bei denen 6.600 Wohnungen von Christen zerstört wurden und über 56.000 Menschen ihre Heimat verlassen mussten.

 

Nach Angaben von Beobachtern aus Kreisen der einheimischen Gemeinden wird nun ein neuer Ausbruch von Gewaltaktionen befürchtet. Man vermutet, dass sich dahinter die hinduistisch geprägten Milizen der Bewegung "Rashtriya Swayamsevak Sangh" (RSS) verbergen könnten. Sie hatte man vor drei Jahren verantwortlich für die Übergriffe gemacht; strafrechtlich verfolgt wurde aber niemand.

 

Den Albtraum von Angst und Schrecken vor Augen, sehen viele Christen eine düstere Zukunft. Sie müssten die Region verlassen, sollten die einheimischen Behörden nicht eingreifen.

 

Unterdessen bildeten die Gläubigen „Friedenskomitees", die sich für eine Entspannung der Lage einsetzen wollen. Auslöser dieser jüngsten Spannungen war die Bekehrung einiger einheimischer Dorfbewohner zum Christentum. Solche Bekehrungen sind bei militanten Hindus nicht gern gesehen.

 

"Zu den Angriffen kommt es auch, weil einige Hindus das erfolgreiche Engagement der Christen im Bereich des Sozial- und Gesundheitswesens nicht zu schätzen wissen", so die Beobachter zum Fidesdienst.

 

Der "All India Christian Council" (AICC) unterbreitete dem indischen Innenminister P. Chidambaram und dem Premierminister des Staates Orissa, Naveen Patnaik, ein Memorandum, in dem Christen die Einrichtung einer "National Investigation Agency" fordern. Damit soll die Verantwortung des radikalen hinduistischen Netzwerks "Sang Parivar" im Zusammenhang mit der antichristlichen Gewalt in Orissa im Jahr 2008 untersucht werden. John Dayal, leitendes Mitglied des AICC, betont: "Es besteht kein Zweifel, dass Mitglieder der Sang Parivar an der Gewaltaktion beteiligt waren".

 

Im Staat Rajasthan im Nordwesten Indiens wurde ein christlicher Pastor aus dem Volk der Adivasi dazu gezwungen 5 Kilometer weit nackt auf der Hauptstraße der Stadt zu laufen, während hinduistische Jugendliche auf einem Motorrad neben ihm her fuhren und ihn lächerlich machten.

 

Zu dem Vorfall, über den die einheimischen Medien nicht berichteten, kam es am vergangenen 1. Februar. Einen Monat nachdem bei der Polizei Anzeige erstattet wurde, wurde noch keiner der Verantwortlichen verhaftet.