26.10.2011
Birma: Regime geht brutal gegen Minderheiten vor
Menschenrechtsorganisation: Soldaten foltern und vergewaltigen Christen
Birma: Regime geht brutal gegen Minderheiten vor
Menschenrechtsorganisation: Soldaten foltern und vergewaltigen Christen
Rangun (idea) – In Birma geht das Regime weiter mit teilweise brutaler Gewalt gegen ethnische und religiöse Minderheiten vor. Ziel von Militäraktionen sind auch Kirchen der stark christianisierten Völker, etwa der Kachin. Pastoren und Kirchenmitglieder würden misshandelt und zur Zwangsarbeit gezwungen; teilweise seien Frauen vergewaltigt und gefoltert worden, berichtet die Organisation Christian Solidarität Worldwide (CSW/Christliche Solidarität Weltweit). Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) haben die Menschenrechtsverletzungen in Birma im vergangenen Jahr stark zugenommen. Mindestens 112.000 Angehörige von Minderheitenvölkern seien zwischen August 2010 und Juli 2011 vor der Armee aus ihren Dörfern geflohen. Jede Woche seien durchschnittlich zwei Siedlungen von Soldaten zerstört worden, insgesamt mindestens 105 Dörfer. Die Zahl der Vertriebenen habe sich im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 Prozent erhöht. Dies habe ein Bündnis von Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen (Thailand Burma Border Consortium/TBBC), die im Grenzgebiet von Thailand und Burma arbeiten, in ihrem Jahresbericht festgestellt. Ulrich Delius, Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker: „Während sich in den großen Städten Burmas gewisse Anzeichen für einen politischen Frühling und eine zaghafte Demokratisierung zeigen, werden die Minderheiten-Gebiete von der politischen Entwicklung in den übrigen Landesteilen abgekoppelt.“ Verantwortlich für die dramatische Verschlechterung der Menschenrechtslage sei die neue politische Führung.
Militär besetzt katholische und baptistische Gemeinden
Die meisten Minderheitenvölker, die rund 30 Prozent der 53,4 Millionen Einwohner ausmachen, leben an der Grenze zu Thailand, Indien und China. Sie streben nach Autonomie. Die Chin und Kachin sind überwiegend Christen ebenso wie ein Großteil der Karen und Karenni. Das Regime geht auch gegen sie brutal vor. So stürmten Infanteristen nach Angaben von CSW am 16. Oktober die katholische Kirche im Dorf Namsan Yang, wo sich 23 Besucher zum Gottesdienst versammelt hatten. Sie hätten Schüsse abgegeben und den Diakon Jangma Awng Li mit Gewehrkolben traktiert. Er und vier andere Männer seien gefesselt abgeführt worden. Die Soldaten hätten ferner in der Baptistengemeinde Zwangsarbeiter untergebracht und ein Teil des Dorfes in Brand gesteckt. Am 18. Oktober sei die 19-jährige Maran Kawbu von Soldaten gefoltert und vergewaltigt sowie ein Bauer beim Fischen erschossen worden.
Nicht alle politischen Gefangenen freigelassen
Birma wird seit einem Putsch im Jahr 1962 von Militärs beherrscht; 1989 gaben sie dem Land gegen die Proteste der Birmanen den Namen Myanmar. Am 7. November 2010 fanden die ersten Wahlen seit 1990 statt; am 4. Februar wurde der vorherige Premierminister, General Thein Sein, zum Staatspräsidenten ernannt. In diesem Jahr wurden Reformen eingeleitet und die Freilassung aller 2.000 politischen Gefangenen angekündigt; doch tatsächlich wurden höchstens 300 Gefangene amnestiert. Der Weltweiten Evangelischen Allianz zufolge sind rund 70 Prozent der Bevölkerung Buddhisten, 8,7 Prozent Christen und 3,6 Prozent Muslime.