20.07.2012

Syrien: Gegen Aufrüstung des Konflikts

Evangelische Mittelost-Kommission warnt vor Missbrauch der Religion

Syrien: Gegen Aufrüstung des Konflikts

Evangelische Mittelost-Kommission warnt vor Missbrauch der Religion

Hamburg (idea) – Gegen eine weitere Aufrüstung des Konflikts in Syrien wendet sich die Evangelische Mittelost-Kommission (EMOK). Das gemeinsame Gremium des Evangelischen Missionswerks (EMW) und der EKD unter Vorsitz des bayerischen Altlandesbischofs Johannes Friedrich (Windsbach/Mittelfranken) warnt zugleich vor dem Missbrauch der Religion für Kriegszwecke. „Wir verurteilen es, wenn das jetzige Regime durch seine Politik nicht nur Alawiten, sondern auch Christen und andere Minderheiten zwangsweise zu seinen Verbündeten und damit auch zu seinen Geiseln macht“, heißt es in einer am 18. Juli in Hamburg veröffentlichten Erklärung. Gleichzeitig sei man besorgt über Berichte von kontinuierlichen Waffenlieferungen an Widerstandsgruppen, „finanziert von Saudi-Arabien und Katar, abgewickelt unter der Regie westlicher Geheimdienste über das Territorium der Türkei“. Es sei zu befürchten, dass durch die Militarisierung des Konflikts von dieser Seite radikal-sunnitische Kräfte gefördert würden. Die EMOK sei den Christen und Kirchen in Syrien geschwisterlich verbunden. Man teile deren Besorgnis, dass die Freiheiten für Religionsausübung, Kultur- und Sozialarbeit, die sie bisher genossen, durch politische Umbrüche gefährdet werden könnten.

Worum geht es den westlichen Staaten?

Man verstehe auch die Sorge über den Zustand der Opposition. Entscheidende Teile schienen eine militärische Lösung des Konflikts zu suchen. „Den militärischen Kräften der Opposition werden – wie auch den staatlichen Sicherheitskräften – massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Plausible Nachrichten berichteten von Drohungen und Gewalt radikaler Kräfte gegen Christen, etwa von Kirchenzerstörung und Massakern, besonders in Homs. Die EMOK verstehe, wenn aus den syrischen Kirchen Motive der westlichen Politik gegenüber Syrien in Frage gestellt würden: „Worum geht es den westlichen Staaten, auch der Bundesrepublik: um das Wohl der Menschen in Syrien oder um eine größeres geostrategisches Spiel, um Öl, den Konflikt mit dem Iran, die Unterstützung Israels, die Kooperation mit Saudi-Arabien und arabischen Golfstaaten?“

Christen zwischen den Fronten

Der im März begonnene Aufstand gegen das Assad-Regime weitet sich immer mehr zu einem Bürgerkrieg aus. Insgesamt sind schätzungsweise 17.000 Menschen ums Leben gekommen. Dabei gerät die christliche Minderheit zwischen die Fronten der meist sunnitischen Aufständischen und der Truppen des sozialistischen Regimes. Von den 21 Millionen Einwohnern Syriens sind 90 Prozent Muslime und 6,3 Prozent Christen; davon sind jeweils drei Prozent Katholiken und Orthodoxe plus kleine Gruppen von Protestanten. Die übrige Bevölkerung besteht aus Nichtreligiösen oder Anhängern anderer Religionen.