02.03.2012

Deutschland: Protestanten streiten über katholische Wallfahrt

Heiliger Rock: Ist Mitwirken oder Fernbleiben das deutlichere Zeichen?

Deutschland: Protestanten streiten über katholische Wallfahrt

Heiliger Rock: Ist Mitwirken oder Fernbleiben das deutlichere Zeichen?

Düsseldorf (idea) - Über die Teilnahme an der katholischen Wallfahrt zum „Heiligen Rock“, die vom 13. April bis 13. Mai in Trier stattfindet, wird in der Evangelischen Kirche im Rheinland intensiv diskutiert. Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf) hatte im Januar auf der Synode in Bad Neuenahr die evangelische Mitwirkung als eine Chance bezeichnet, „den einen Herrn der Kirche, Jesus Christus, als gemeinsame Mitte zu feiern“. Wie die Ökumene-Beauftragte, Oberkirchenrätin Barbara Rudolph (Düsseldorf), gegenüber idea sagte, habe der Präses darauf eine große Zahl an Zuschriften erhalten. Es gebe viel Zustimmung und zugleich viel Widerspruch. Auch bei einer Superintendentenkonferenz Ende Februar habe das Thema eine zentrale Rolle gespielt. Für evangelische Christen sei die entscheidende Frage: „Wo profiliert sich Christus in unseren unterschiedlichen Konfessionen?“ Bei der Diskussion in der evangelischen Kirche gehe es darum, ob die Teilnahme an der Wallfahrt oder ein Fernbleiben „das deutlichere Zeichen“ sei. In Trier werde es einen Ökumenetag auf einer katholisch geprägten Veranstaltung geben. Im Gegenzug böten im Jahr 2017 die Feiern zum 500. Jahrestag der durch Martin Luther (1483-1546) eingeleiteten Reformation Gelegenheit, Katholiken zu einer protestantisch geprägten Feier einzuladen.

Finesse im Umgang mit religiösem Brauchtum

Für den Catholica-Referenten am Konfessionskundlichen Institut des Evangelischen Bundes in Bensheim bei Darmstadt, Paul Metzger, wirft die evangelische Beteiligung an der Heilig-Rock-Wallfahrt die Frage nach ihrem Selbstbild auf. Wie er im Materialdienst des Instituts schreibt, „befürchten nicht nur konservative Kräfte den Ausverkauf der protestantischen Identität“. Das Ringen um das, was evangelische Christen ausmache, „richtet den Blick zu Recht auf die Mission der Kirche, die nicht im Streit der Kleinigkeiten untergehen darf.“ Die Diskussion sollte auf die Frage ausgerichtet werden, wie die Kirche den Menschen die Bedeutsamkeit Gottes und ihre eigene Bedeutsamkeit zu Gehör bringen könne. Die evangelische Teilnahme an der Wallfahrt sei zwar fragwürdig - aber ist „nicht im Hinblick auf das missionarische Ziel und Zeugnis etwas mehr Leichtigkeit und Finesse im Umgang mit religiösem Brauchtum anzuraten?“ fragt Metzger.