06.09.2012

Russland: Gebäude einer Pfingstgemeinde abgerissen

In der Nacht zum 06. September 2012 wurde im Osten Moskaus das Gebäude einer Pfingstgemeinde in einer “Nacht- und Nebelaktion” sowjetischer “Bauart” abgerissen. Bauarbeiter mit schwerem Gerät und Freiwillige rissen fast das gesamte Gebäude innerhalb weniger Stunden nieder, wie Quellen aus Moskaus östlichem Vorort des “Kosino-Ukhtomsky”-Distrikts vermelden. Sie wiesen dabei weder einen offiziellen Auftrag vor, noch war überhaupt offen erkennbar, in wessen Auftrag sie handelten. Ein Berater des Ombudsmannes Russlands für Menschenrechtsfragen nannte mittlerweile diese Aktion “barbarisch”. Michail Adintsow wird folgendermaßen zitiert:

Menschlich gesprochen, ist das Barbarei. Das ist  die sowjetische Herangehensweise. Man kommt mitten in der Nacht mit schwerem Gerät. Das ist unakzeptabel.

Mitglieder der betroffenen “Heilige-Dreifaltigkeits”-Gemeinde haben bereits telefonisch das Büro des Ombudsmannes Wladimir Lukin über die Vorgänge informiert. Sie beabsichtigen, so Adintsow, eine offizielle Beschwerde einzureichen.

Die “Heilige Dreifaltigkeits”-Kirche wurde bereits im Jahre 1979 von Serafim Marin gegründet, einem Pfingstler, der wegen seines Glaubens mehr als achtzehn Jahre in sowjetischen Arbeitslagern verbracht hatte. Die Gemeinde hatte ihre offizielle Anerkennung durch den Staat ebenfalls zu dieser Zeit erhalten, war aber als Freikirche immer wieder Diskriminierungen ausgesetzt. Nach dem Ende der Sowjetunion wurde die Gemeinde 1995 auf Druck der örtlichen Behörden aus ihrem damaligen Gebäude geworfen. Ihr jetziges, abgerissenes Haus hatte sie im Jahre 1996 bezogen.

Die örtlichen Baubehörden hatten sich aber von Anfang an mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, die Existenz der Kirche und ihres Hauses anzuerkennen. So wurde das Gebäude nie offiziell an die Strom- und Wasserversorgung und die Abwasser-Entsorgung angeschlossen. Der derzeitige Gemeindeleiter, Pastor Wassilij Romanjuk, hat sich mit allen Gläubigen gemeinsam lange dafür eingesetzt, dieses Gebäude zu erhalten, aber die Behörden haben sich nun auf Sicherheits- und Bauvorschriften berufen und “Fakten geschaffen”. Das in Russland weitverbreitete Vorurteil, ein “echter Russe” müsse natürlich orthodoxer Christ sein, befördert solche Vorgänge immer wieder.

Quelle: Forum 18, Übersetzung Berliner Hauskreis