06.07.2014

Deutschland: Messianische Juden können sich am Kirchentag beteiligen

Landesbischof July widerspricht einem Beschluss des Präsidiums

Deutschland: Messianische Juden können sich am Kirchentag beteiligen

Landesbischof July widerspricht einem Beschluss des Präsidiums

Stuttgart (idea) – Am Deutschen Evangelischen Kirchentag 2015 in Stuttgart kann sich die messianisch-jüdische Bewegung beteiligen. Ihre Mitglieder sind Juden, die an Jesus als den im Alten Testament angekündigten Erlöser des Volkes Israel glauben. Sie verstehen sich als Teil des jüdischen Volkes und seiner Traditionen und wollen nicht Christen genannt werden. Beim nächsten Großtreffen des deutschen Protestantismus werden sie die Möglichkeit haben, in fairen Gesprächen ihre Meinung darzustellen und ihr Glaubenszeugnis zu zeigen, sagte der württembergische Landesbischof Frank Otfried July (Stuttgart) am 5. Juli vor der in Stuttgart tagenden Landessynode. Nachdem Mitarbeiter des Kirchentags das Programm vorgestellt hatten, betonte der Bischof: „Messianische Juden haben Platz und Stimme auf dem Kirchentag. Darauf kommt es an.“ Damit widersprach July einem Beschluss des Kirchentagspräsidiums, wonach „messianische Gruppen nicht zur aktiven Mitwirkung zugelassen“ werden. Davon ist insbesondere der Evangeliumsdienst für Israel (EDI) betroffen, der messianisch-jüdische Gemeinden in Deutschland unterstützt. Der Kirchentag wirft ihnen vor, durch missionarische Aktivitäten unter Juden den christlich-jüdischen Dialog zu gefährden. July zufolge richtet sich der Kirchentagsbeschluss vor allem gegen ihre Mitwirkung auf dem „Markt der Möglichkeiten“. Über die Berechtigung dieser Haltung könne man unterschiedlicher Meinung sein, da es auf dem „Markt der Möglichkeiten“ eine große Bandbreite sehr unterschiedlich ausgerichteter Organisationen gebe, so July.

Beten mit nicht-christlichen Religionsgemeinschaften

Nach Angaben des Leiters des württembergischen Kirchentags-Teams, Pfarrer Wolfgang Kruse, ist ein Podium „Evangelische Kirche und messianische Juden“ geplant, an dem auch Vertreter von messianisch-jüdischen Gemeinden zu Wort kommen werden. Die Verantwortliche für landeskirchliche Themen beim Kirchentag, Diana Dickel, berichtete der Synode, dass auch nicht-christliche Religionsgemeinschaften zur Beteiligung eingeladen seien. Sie könnten Kirchentagsgäste in ihren Räumlichkeiten willkommen heißen und „mit ihnen feiern, speisen und beten“. Der Sprecher der theologisch konservativen Synodalgruppe „Lebendige Gemeinde“, Dekan Ralf Albrecht (Nagold/Nordschwarzwald), forderte den Kirchentag auf, messianisch-jüdische Gemeinden und ihre Unterstützergruppen nicht vom „Markt der Möglichkeiten“ auszuschließen und „darauf zu achten, dass Foren eingerichtet werden, in denen die entsprechenden Gruppen auf Augenhöhe und mit Wertschätzung beteiligt werden“. Juden, die an Jesus glaubten, seien „unsere Glaubensgeschwister“, sagte Albrecht.

EDI begrüßt die Klarstellung des Landesbischofs

Der Geschäftsführer und Theologische Leiter des EDI, Armin Bachor (Filderstadt), begrüßt die Klarstellung von Landesbischof July. Bereits im vergangenen Jahr habe der Bischof zusammen mit der damaligen Synodalpräsidentin Christel Hausding (Langenau bei Ulm) festgestellt, dass „die Landeskirche mit jüdischen Gemeinden und mit Gemeinden ‚messianischer Juden‘ im Austausch bleiben und für beide eintreten“ werde, sagte Bachor der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Er äußerte die Erwartung, dass messianisch-jüdische Gemeinden und der EDI in die Vorbereitungen des geplanten Kirchentagspodiums einbezogen werden. Bei einem Studientag des Kirchentagspräsidiums im Januar, der sich mit der messianisch-jüdischen Bewegung befasste, sei dies nicht der Fall gewesen. Dort habe es nur christliche und jüdische Redner gegeben.