04.09.2014
Albanien: Religiöse Wiedergeburt
Was aus dem einstigen „ersten atheistischen Staat“ geworden ist
Tirana/Wien (idea) – Albanien hat eine religiöse Wiedergeburt erlebt. 1967 hatten die damaligen stalinistischen Machthaber ein Religionsverbot erlassen und das Balkanland zum „ersten atheistischen Staat“ ausgerufen. Bis zum Sturz des Regimes im Jahr 1990 wurde jede Ausübung von Religion mit Gefängnis, Zwangsarbeit oder mit dem Tod bestraft. Kirchen, Klöster und Moscheen wurden abgerissen oder in Lagerhallen, Sportstätten, Theater und andere säkulare Gebäude umfunktioniert. Christliche und muslimische Geistliche wurden eingesperrt, hingerichtet oder in Arbeitslagern zu Tode geschunden. Doch inzwischen haben sich die Religionsgemeinschaften wieder größtenteils etabliert, berichtet die österreichische Presseagentur kathpress (Wien) vor dem Albanienbesuch von Papst Franziskus ab dem 21. September. Heute bekennen sich von den rund drei Millionen Einwohnern nach Angaben des vatikanischen Nuntius Ramiro Moliner Ingles (Tirana) etwa 20 Prozent zur orthodoxen, 15 Prozent zur katholischen und ein Prozent zu protestantischen Kirchen. Jeder fünfte Einwohner ist Muslim und der Rest religionslos. Ingles zufolge hat es bei der Volkszählung von 2011 Unregelmäßigkeiten gegeben; deshalb seien die Ergebnisse nicht korrekt. Danach sind 60 Prozent der Albaner Muslime sowie zehn Prozent Katholiken, sechs Prozent Orthodoxe und ein Prozent Protestanten.
Christliche Werte haben gelitten
Unter der kommunistischen Herrschaft haben laut Ingles der Glaube und die christliche Wertehaltung gelitten. Gegenseitiger Respekt und Menschenrechte müssten wieder stärker in der Bevölkerung verankert werden. Der interreligiöse Dialog sei hingegen vorbildhaft. Einer vom Staat eingerichteten Kommission gehörten Vertreter der orthodoxen, der katholischen und der evangelischen Kirchen sowie der Freikirchen und der Muslime an. Gemeinsam habe man eine Erklärung gegen die Gräueltaten der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ verabschiedet und für die verfolgten Christen im Irak gebetet. Der Botschafter für Menschenrechte der Weltweiten Evangelischen Allianz, Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), war Ende 2013 von Staatspräsident Bujar Nishani empfangen worden. Schirrmacher dankte dem Muslim dabei für die staatliche Anerkennung der Albanischen Evangelischen Allianz.