26.04.2015

Irak: Flüchtlinge aus dem Nordirak schöpfen Hoffnung

IS exekutiert 185 irakische Soldaten

Irak: Flüchtlinge aus dem Nordirak schöpfen Hoffnung

IS exekutiert 185 irakische Soldaten

Vertriebene Christen wollen wieder in ihre Heimat zurückkehren

Erbil/München/London (idea) – Die Situation der von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) aus dem Nordirak vertriebenen Christen hat sich stabilisiert. Eine Rückkehr in ihre Heimat ist der Schlüssel zum Wiederaufbau der von IS und den Militärangriffen weithin zerstörten Region. Das berichten Repräsentanten der katholischen Kirche, die Flüchtlinge in Kurdistan besucht haben. Dorthin sind die meisten der 120.000 Vertriebenen vor der Terrormiliz geflohen. Noch vor wenigen Monaten hätten sich die meisten bemüht, das Land so schnell wie möglich zu verlassen; jetzt aber wollten viele bleiben, erklärte der Leiter der Nahost-Abteilung des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (München), Pater Andrzej Halemba. Er sieht dafür mehrere Gründe. So weckten die militärischen jüngsten Erfolge der irakischen Armee die Hoffnung, in absehbarer Zeit wieder in die noch von IS besetzten Heimatorte zurückkehren zu können. Inzwischen hätten sich aber auch die Verhältnisse in Kurdistan verbessert. So hätten viele Flüchtlinge von Zelten und Containern in feste, angemietete Wohnungen umziehen können. Das gebe den Menschen wieder ein Gefühl von Würde und Sicherheit. Außerdem hätten einige Arbeit in den kurdischen Gebieten gefunden. Väter könnten etwa als Bauleute wieder selbst zum Unterhalt ihrer Familien beitragen.

Neue Schulen für Flüchtlingskinder

„Kirche in Not“ habe zudem in Erbil zwei Schulen für 1.800 Flüchtlingskinder finanziert. Bis Mai sollten sechs der geplanten acht Schulen in Betrieb genommen werden. Das Hilfswerk hat bisher etwa 15.000 Flüchtlingsfamilien unterstützt. IS hatte im vergangenen Sommer Christen, Jesiden und gemäßigte Muslime aus ihrer Heimat im Nordirak vertrieben und dort ein „Kalifat“ ausgerufen, in dem das islamische Religionsgesetz Scharia mit äußerster Brutalität durchgesetzt wird.

Christen stehen für Vergebung und Versöhnung ein

Wenn die vertriebenen Christen nicht in ihre Heimat zurückkehren können, wird die Region keine Stabilität zurückgewinnen. Das ist das Fazit von Kardinal Vincent Nichols (London). Der Erzbischof von Westminster und Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales hat ebenfalls die Flüchtlingsgebiete in Kurdistan besucht. Er traf dort mit Kommunalpolitikern und Kirchenleitern zusammen und feierte Gottesdienste mit syrisch-orthodoxen und chaldäisch-katholischen Christen. Für einen Wiederaufbau ihrer Heimat in Nordkurdistan sei die Präsenz der Christen lebenswichtig, so Nichols. Sie seien der Botschaft von Vergebung und Versöhnung zutiefst verpflichtet, sagte der Kardinal der Londoner Zeitung „The Times“. Die vertriebenen Christen wehrten sich dagegen, in eine Opferrolle gedrängt zu werden; sie seien fest entschlossen, ihr Leben neu aufzubauen. Sie hätten bereits improvisierte Schulen eingerichtet und teilten ihre Habe mit Jesiden und anderen Vertriebenen.

IS exekutiert 185 irakische Soldaten

Unterdessen wurde bekannt, dass IS 185 irakische Soldaten in der Provinz Anbar hingerichtet hat, darunter einen General und mehrere ranghohe Offiziere. Sie waren von der Terrormiliz gefangen genommen worden. Es handelt sich um eines der schlimmsten Massaker, die IS begangen hat. Teile der Provinz Anbar gelten als Hochburg von IS.