07.08.2018

Brasilien: Skandal um "Universalkirche“

Portugal: Brasilianische Kirche soll illegal Adoptionen vermittelt haben

Drei Kinder suchte ihr Gründer Macedo persönlich für seine Tochter aus

Lissabon (idea) – Die in Brasilien beheimatete umstrittene „Universalkirche vom Königreich Gottes“ soll in Portugal Kinder illegal in die Adoption vermittelt haben. Darüber berichtete die ARD-Sendung „Weltspiegel“ am 5. August und berief sich auf Journalisten des portugiesischen Fernsehsenders TVI. Die von der ARD als evangelikal bezeichnete Kirche habe in Lissabon 1994 einen Sozialverein betrieben und 2001 von den Behörden die Betriebsgenehmigung für ein Kinderheim erhalten. Doch bereits in den 90er Jahren habe sich die Einrichtung gegenüber Hilfesuchenden als solches ausgegeben und Kinder aufgenommen. Ohne die Erlaubnis der Eltern oder Behörden seien diese zur Adoption ins Ausland vermittelt worden. Seit Dezember 2017 ermittelt die portugiesische Staatsanwaltschaft. Drei Kinder soll der Begründer der „Universalkirche“, Edir Macedo, persönlich im Kinderheim in Lissabon für eine seiner Töchter ausgewählt haben. Das berichtet die spätere Erzieherin der Betroffenen. Ihr zufolge flog sie mit den zwei Jungen und einem Mädchen im Privatflugzeug Macedos in die USA.

Kirchengründer zwingt Bischöfe zur Sterilisation und Adoption

Macedo soll nicht nur persönlich in die illegalen Adoptionen in den 90er Jahren involviert gewesen sein, sondern seinen sogenannten Bischöfen in diesem Zeitraum befohlen haben, sich sterilisieren zu lassen. Gegenüber der ARD sagte der ehemalige Geistliche der „Universalkirche“, Lucas Paulo, zu dieser Praxis: „Die Bischöfe standen Schlange vor den Kliniken, um sich sterilisieren zulassen.“ Gleichzeitig habe Macedo angeordnet, Kinder zu adoptieren. „Das war ein Befehl von ihm: Wenn du nicht adoptierst, schmeiße ich dich aus der Kirche raus“, drohte er, so der ehemalige Bischof Alfredo Paulo. Laut ARD sollen auch die Töchter Macedos mit sterilisierten Bischöfen verheiratet sein. Das belege ein mittlerweile gelöschter Blogeintrag einer von ihnen.

Brasilien-Missionar: „Die Universalkirche ist keine evangelikal Freikirche“

Dass die ARD die „Universalkirche“ als evangelikal bezeichnet, sieht der Missionar der Gnadauer Brasilien-Mission Lodemar Schlemper (Blumenau/Bundesstaat Santa Catarina), kritisch. Auf Nachfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte er: „Diese Kirche ist keineswegs eine evangelikale Freikirche.“ Kein evangelikaler Verband in Brasilien erkenne die Glaubensgemeinschaft an, selbst ein Großteil der Pfingstkirchen vermeide Beziehungen zu ihr. In Bewegungen wie diesen stehe eine Wohlstandstheologie im Mittelpunkt. „Alles geht auf Kosten von Geldern, die man von den Menschen mit dem Versprechen auf Heilung, Erfolg und Reichtum abverlangt“, so Schlemper. Die „Universalkirche vom Königreich Gottes“ wurde 1977 in Brasilien gegründet. Nach eigenen Angaben hat sie neun Millionen Mitglieder in 182 Ländern weltweit, 320 Bischöfe und 14.000 Pastoren. In Deutschland hat die Bewegung unter der Bezeichnung „Hilfszentrum“ in Städten wie Berlin, Hamburg, Stuttgart, München und Frankfurt am Main Niederlassungen. Ihr Begründer Macedo ist Multimillionär und besitzt in Brasilien unter anderem eine eigene Bank sowie die Mediengruppe „TV Records“ – sie ist die zweitgrößte des Landes. Laut ARD zählt er zu den mächtigsten Männern weltweit.