13.08.2018

Deutschland: Protest gegen Abschiebung von Christen

Baptistenpastor protestiert: Eine Familie aus Syrien wurde nach Armenien ausgeflogen – wegen ihres Namens

Kassel (idea) – Scharfe Kritik an der Abschiebung einer christlichen syrischen Flüchtlingsfamilie von Deutschland nach Armenien hat der Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Kassel-West (Baptisten), Frank Fornaçon, geübt. „Das hätte nie passieren dürfen“, sagte er der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Nach seinen Worten hatte die Familie lose Kontakte zu seiner Gemeinde. Sie stammt aus dem syrischen Aleppo und war 2017 nach Deutschland gekommen. Zuletzt lebte sie im nordhessischen Wolfhagen. Den Eltern und der zweijährigen Tochter wurde aufgrund ihres Namens unterstellt, dass sie keine Syrer seien, sondern armenische Staatsbürger. Damit hätten sie keinen Anspruch auf Asyl. Dabei habe ein Sprachgutachten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) belegt, dass die Familie den Dialekt von Aleppo spricht, so Fornaçon. Doch das habe das Gericht nicht überzeugen können. Vorfahren der Familie waren vor dem Völkermord 1915 des damaligen Osmanischen Reiches an den Armeniern nach Syrien geflohen. Die Familie wurde bereits im Juli abgeschoben, der Fall aber erst jetzt bekannt.

Von Armenien nach Syrien zurückgekehrt

Besonders kritisiert Fornaçon, dass die Ehefrau trotz einer ärztlich attestierten Risikoschwangerschaft in ein Flugzeug gesetzt wurde. Von Armenien aus sei die Familie in den Libanon weitergereist und von dort in ihre Heimatstadt Aleppo zurückgekehrt. „Die Christen wollten lieber in der zerstörten Heimat leben als in einem fremden Land“, so der Pastor. Er steht weiter in telefonischem Kontakt mit der Familie, die bei Verwandten untergekommen sei. Nach seinen Worten war die Abschiebung rechtswidrig. Deutschland schiebe wegen des Bürgerkrieges derzeit niemanden nach Syrien ab. Die Baptistengemeinde Kassel-West hat Kontakt zu 120 Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak. Sie besuchen den Gottesdienst und nehmen an Deutschkursen der Gemeinde teil.