14.08.2018

Spanien: Evangelikale kritisieren Missionseinsatz in Valencia

Neun junge Deutsche waren nach Aktion in der U-Bahn sechs Tage in Haft

Valencia (idea) – Evangelikale Christen in Spanien haben Kritik an einem Missionseinsatz von Christen aus Deutschland in der U-Bahn der Hafenstadt Valencia geübt, der am 4. August zu einer Panik und zur Verhaftung der neun Beteiligten geführt hatte. Die Gruppe junger Männer war im Auftrag des Missionswerks „Werde Licht“ (Soltau bei Hamburg) in Spanien unterwegs, um dort die christliche Botschaft zu verbreiten. In einem auf YouTube veröffentlichen Video über den Vorfall ist zu sehen, wie sie per Megafon auf Deutsch mit spanischer Übersetzung vor einem Leben in Sünde und dem Konsum von Alkohol und Drogen warnten. Passagiere fühlten sich bedroht und flohen nach einem Stopp des Zuges aus der Bahn.

Evangelikale in Spanien: „Bedauerlicher Vorfall“

Spanische Evangelikale bezeichneten den Missionseinsatz als unweise. „Ich glaube, das ist ein deutliches Beispiel für einen Mangel an Einführungsvermögen“, sagte Jesus Londono (Granada), der Koordinator eines spanischen Missionsnetzwerks, der Internetseite „Protestante Digital“: „Man muss doch die Leute kennen, die Örtlichkeiten und den Zeitpunkt, wenn man mit anderen Menschen über Gott sprechen will.“ In einer gemeinsamen Erklärung schreiben die Spanische Vereinigung evangelikaler religiöser Organisationen (FEREDE) und der Regionale evangelikale Rat von Valencia, man gehe davon aus, dass die spanische Justiz angemessen auf den Vorfall reagieren werde. Zwar erlaube die in Spanien geltende Religionsfreiheit die Verkündigung der christlichen Botschaft an öffentlichen Plätzen, „aber ausländische Leute und Organisationen, die religiöse Aktivitäten in unserem Land ausüben wollen, sollten sich vorab über die Regeln informieren“. Weiter heißt es: „Wir hoffen, dass dieser bedauerliche Vorfall nicht wieder passiert.“ Die beiden Organisationen sind in Sorge, dass die Medien und Teile der Gesellschaft den Vorfall nutzen könnten, um die evangelikale Frömmigkeit auszugrenzen und Beschränkungen der Religionsfreiheit zu fordern.

Deutsche nach Kautionszahlung wieder frei

Wie einer der Leiter des Missionswerks „Werde Licht“, Eyüb Kerti, der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, sind die Deutschen nach sechs Tagen Haft gegen Kaution aus dem Gefängnis entlassen worden. Zunächst hatte ein Richter den Betrag pro Person auf 12.000 Euro festgelegt. Später war die Summe auf 3.000 Euro reduziert worden. Nach den Worten von Kerti dürfen die Betroffenen das Land nicht verlassen. Alle seien Christen, „die fest in ihrem Glauben stehen“. Auch im Gefängnis hätten sie evangelisiert. Dadurch seien viele Mitgefangene Christen geworden. Kerti wies zugleich die Behauptung zurück, die Deutschen hätten die Panik verursacht. Sie sei vielmehr durch Mitreisende ausgelöst worden, die gerufen hätten: „Ihr werdet sterben.“ „Werde Licht“ verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, „bundesweit Menschen zu ermutigen, Jesus Christus als einzig wahren Gott und Erretter in den Städten zu bezeugen“. Man arbeite dabei nach dem biblischen Motto „Mache dich auf und werde Licht“ (Jesaja 60,1). Die Unterstützer des Werks stammen meist aus aramäischen evangelikalen Gemeinden.

siehe auch AKREF vom 10.8.18