16.03.2018

Indien: Nach 94 Tagen Untersuchungshaft auf Kaution frei

Pstor überzeugt, Vorwürfe sollen das Ende seiner Arbeit bezwecken

Indien: Nach 94 Tagen Untersuchungshaft auf Kaution frei

Pstor überzeugt, Vorwürfe sollen das Ende seiner Arbeit bezwecken

Tiruchirappalli (idea) – Der am 28. Oktober 2017 in Indien inhaftierte indische Pastor und Leiter eines Mädchenheims, Gideon Jacob (Tiruchirappalli), ist nach 94 Tagen Untersuchungshaft auf Kaution frei. Die indischen Behörden werfen dem Theologen Prostitution und Missbrauch Schutzbefohlener vor. Er selbst weist die Vorwürfe zurück. Sie seien längst widerlegt, erklärte der aus Indien stammende und mit einer Deutschen verheiratete Jacob gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Die Behörden würden das nur nicht zugeben wollen. Hintergrund sei der Versuch der Regierung, christliche Kinderheime zu schließen. Jacob ist Pastor einer etwa 4.000 Gottesdienstbesucher zählenden Gemeinde in Tiruchirappalli und Leiter des rund 70 Jahre alten pfingstkirchlich ausgerichteten Gemeindeverbandes „Good Shepherd Evangelical Mission“ (GSEM/Evangelikale Mission des guten Hirten). Es betreibt seit 20 Jahren das Heim „MoseMinistries“. Dort leben Mädchen, die von ihren Eltern ausgesetzt bzw. abgegeben wurden, weil ihnen die Kosten bei deren Hochzeit zu hoch sind. Sie wurden christlich erzogen, gehen in die Gemeinde und gelten offiziell als Christinnen. Die Situation religiöser Minderheiten – Christen und Muslime – in Indien hat sich nach dem Wahlsieg der national-hinduistischen Partei BJP (Indische Volkspartei) im Frühjahr 2014 verschlechtert. Ihr Ziel ist ein rein hinduistisches Indien, was sie mit verschiedenen Mitteln zu erreichen sucht.

Trotz gerichtlicher Anordnung: 88 Heimmädchen seit über einem Jahr unter Hausarrest

Jacob ist der Überzeugung, dass die Vorwürfe gegen ihn darauf abzielen, seine Arbeit einzustellen. Bereits 2015 hatte ein ortsansässiger Journalist Jacob vorgeworfen, er habe die Heimmädchen entführt und prostituiere sie nun. Der Journalist hatte zuvor versucht, bei dem Pastor 40.000 Euro zu erpressen und gedroht negativ über das Heim zu schreiben. Im September drangen daraufhin Mitarbeiter der Jugendbehörde in das Heim ein, um die Mädchen „zu befreien“, wie sie sagten. Diese ließen sich aber nicht einschüchtern und bezeichneten die vorgebrachten Vorwürfe gegen Jacob als falsch. Ende November bezichtigte eine Abordnung des Gerichts und der Jugendbehörde Jacob erneut und stellte die Mädchen im Dezember schließlich unter Hausarrest. Da sich der Vorwurf gegen Jacob nicht beweisen ließ, ließ die Untersuchungsrichterin den Vorwurf im November 2016 schließlich fallen und ordnete die Aufhebung des Hausarrests an. Das ist aber bis heute nicht geschehen. Die 88 mittlerweile volljährigen jungen Frauen haben beim obersten indischen Gerichtshof Beschwerde eingelegt. Dieser gab Mitte Februar eine erneute Befragung aller Frauen durch einen pensionierten Richter in Auftrag. Jacob wartet nun auf die Anklage. Zwei Mal täglich müsse er beim Kriminalamt eine Unterschrift leisten. Immer wieder werde er dabei verhört. Laut Jacob beobachten mehrere Bundestagsabgeordnete, darunter Frank Heinrich (CDU), den Vorfall ebenso wie das Auswärtige Amt. Es werde überlegt, für den anstehenden Prozess einen Beobachter zu schicken. Indien hat rund 1,2 Milliarden Einwohner, von denen 82 Prozent Hindus, zwölf Prozent Muslime und mindestens drei Prozent Christen sind. Die übrigen sind meist Anhänger von Natur- und Stammesreligionen.