Pakistan: Freispruch für 20 Tatverdächtige nach Mord

Lahore (idea) – In Pakistan sind 20 Angeklagte, die verdächtigt wurden, an der Ermordung eines christlichen Ehepaares 2014 beteiligt gewesen zu sein, vor Gericht freigesprochen worden. Das berichtet die Sendeanstalt „Radio Free Europe“ (Prag). Sie standen im Verdacht, Teil eines Mobs gewesen zu sein, der den damals 30-jährigen Shahzad Masih und seine im fünften Monat schwangere Frau Shama Bibi (26) bei lebendigem Leibe verbrannt hatte. Das Paar hatte auf einer öffentlichen Müllhalde den Nachlass eines verstorbenen Verwandten in einem Ziegelofen entsorgt. Zeugen wollen gesehen haben, dass die beiden dabei angeblich auch einen Koran in Brand setzten. Daraufhin hatte sich eine wütende Gruppe aus mehr als 1.000 Personen gebildet. Zunächst sollen sie das Ehepaar geschlagen und schließlich in den Ziegelofen gestoßen haben. Mehr als 100 Tatverdächtige wurden festgenommen. 2016 waren dann fünf tatverdächtige Muslime vom Antiterrorgericht in Lahore zum Tode verurteilt worden. Die Richter in der über rund sieben Millionen Einwohner zählenden Stadt verurteilten sie zum Tode durch den Strang. Acht weitere Verdächtige bekamen jeweils zwei Jahre Gefängnis, 90 Männer wurden freigesprochen. Laut der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) reicht in Pakistan ein bloßes Gerücht aus, um Menschen wegen angeblicher Beleidigung des Islams öffentlich zu ermorden. Die Blasphemiegesetzgebung sieht bei abwertenden Äußerungen über den Islam oder dessen Propheten Mohammed lebenslange Haft oder die Todesstrafe vor. Vor allem Islamisten nutzten die Regelung, um Andersdenkende und Angehörige religiöser Minderheiten zu tyrannisieren. „Radio Free Europe“ berichtet aus 20 Ländern in Osteuropa und Asien, in denen die Pressefreiheit eingeschränkt ist, und wird vom US-Kongress finanziert. Von den 208 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.