01.11.2018

Pakistan: Geistig behinderter Christ zu 14 Jahren Haft verurteilt

Er soll ein Büchlein mit Koranversen verbrannt haben

Islamabad (idea) – In Pakistan ist die Katholikin Asia Bibi von dem Vorwurf der Blasphemie freigesprochen worden. Doch neben diesem Fall, der internationale Aufmerksamkeit erregt hat, gibt es immer wieder Christen, die zu langen Haftstrafen verurteilt werden. Ein Beispiel ist der geistig behinderte Christ Yaqoob Bashir Masih. Ein Gericht in der Region Mirpur Khas im Bundesstaat Sindh verurteilte ihn zu 14 Jahren Haft. Das berichtet der Nachrichtendienst „World Watch Monitor“. Der seit über drei Jahren inhaftierte 23-Jährige soll im Juni 2015 ein Büchlein mit Koranversen verbrannt haben. Das wird von Muslimen als Beleidigung des islamischen Glaubens empfunden. Wie ein Nachbar des jungen Mannes, Mushtaq Masih, dem Nachrichtendienst sagte, hatte ein muslimischer Geistlicher Yaqoob Bashir Masih versprochen, sein geistiger Zustand werde sich mit dem Zitieren des Korans verbessern. Der junge Mann habe schließlich nach einem Exemplar des Büchleins gefragt, um es sich von seinen Schwestern vorlesen zu lassen. Stattdessen soll er es aber verbrannt und die Reste vergraben haben. Einige Studenten einer Islamschule hätten dies gesehen und den Geistlichen informiert. Eine Gruppe Muslime habe sich schließlich vor dem Haus Masihs versammelt und nach dem Verbleib der Publikation gefragt. Als einige der anwesenden Männer ihn mit Kerosin übergossen und drohten, ihn anzuzünden, habe er die Tat gestanden. Die pakistanische Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony (Lahore) sagte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, sie habe den jungen Mann anfangs begleitet und den Fall später an einen lokalen Anwalt übergeben. Der Beschuldigte sei mental instabil, und über ihn würden viele Lügen verbreitet – etwa, dass er schwarze Magie betreibe. Seine Behinderung und seine Neigung, Dinge aus Papier zu verbrennen oder wegzuwerfen, seien bekannt gewesen: „Er weiß nicht, ob es sich um eine Bibel, einen Koran oder eine andere heilige Schrift handelt. Für ihn ist es lediglich Papier.“ Die Blasphemiegesetze in Pakistan sehen für die Beleidigung des Propheten Mohammed die Todesstrafe und für die Verunglimpfung des Korans lebenslange Haftstrafen vor. Von den 193 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.