02.09.2019

Deutschland: Sekten-Info NRW warnt vor „Shinchonji“-Missionaren

Missionare der umstrittenen Gemeinschaft sind im Ruhrgebiet unterwegs

Essen (idea) – Die umstrittene Religionsgemeinschaft „Shinchonji“ (koreanisch: Neuer Himmel und neue Erde) verstärkt ihre missionarischen Aktivitäten im Ruhrgebiet. Das berichtet die Beratungsstelle Sekten-Info Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Essen. In diesem Jahr hätten sich bereits rund 25 Betroffene und besorgte Angehörige gemeldet, die zeitweise von der Gruppe angeworben worden seien, erklärte Sekten-Info-Mitarbeiter Christoph Grotepass gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Das seien etwa doppelt so viele wie im Jahr 2018. Die Missionare sprächen Passanten in den Fußgängerzonen von Ruhrgebietsstädten wie Essen, Bochum und Dortmund für vermeintliche Umfragen zu den Themen „Glück“ oder „Religion“ an. Der Name „Shinchonji“ falle dabei nicht. Wer sich interessiert zeige, werde zu einem „Bibelkurs“ eingeladen. Die Mitglieder der Gruppe übten auf die „Bibelkurs“-Teilnehmer großen psychischen Druck aus, regelmäßig bis zu vier Unterrichtseinheiten pro Woche wahrzunehmen. Aussteiger berichteten, dass sie den Unterricht als „Gehirnwäsche“ empfunden hätten. Gleichzeitig sammele „Shinchonji“ strategisch Informationen über das soziale Umfeld, die finanzielle Situation oder die psychische Verfassung der neuen Mitglieder.

EZW: Das trinitarische Bekenntnis der Kirchen wird abgelehnt

Im Ruhrgebiet gibt es nach Schätzung von Sekten-Info NRW rund 200 „Shinchonji“-Anhänger. Besonders aktiv sei die Organisation auch in Frankfurt am Main und Berlin. Nach einem Bericht der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW/Berlin) ist sie stark auf die Person ihres Gründers Man Hee Lee (82) ausgerichtet. Er verstehe sich als Empfänger einer Offenbarung von Gott, dass er die zwölf Stämme des Volkes Gottes wiedererrichten solle und dadurch ein neues Zeitalter begonnen habe. Das trinitarische Bekenntnis der Kirchen werde abgelehnt. Mit diesen Glaubensüberzeugungen stelle sich „Shinchonji“ gegen alle ökumenisch verbundenen Gemeinschaften, wie sie in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zusammengeschlossen sind. Die Organisation lege ihren Mitgliedern nahe, den Kontakt zu Personen außerhalb der Gemeinschaft abzubrechen.