16.06.2019

Deutschland: Gebetsmarsch gegen Abschiebung einer Christin

Solidarität mit der Iranerin Mahsa: Ihr droht ein gewaltsamer Tod - 250 Christen beten in Herborn gegen die Abschiebung einer Christin in den Iran

Herborn (idea) – In Herborn haben rund 250 Christen aus der mittelhessischen Stadt und ihrer Umgebung am 15. Juni mit einem Gebetsmarsch gegen die drohende Abschiebung einer Christin aus dem Iran demonstriert. Ihr drohe in der Heimat die Todesstrafe, sagte der Initiator der Aktion, der Direktor des Ärzteteams der christlichen Hilfsorganisation humedica, Georg Müller (Solms bei Wetzlar), zum Auftakt der durch Lieder, Gebete und eine Psalmlesung gottesdienstlich geprägten Demonstration. Die heute 38-jährige Iranerin, die zu ihrem eigenen Schutz nur „Mahsa“ genannt wird, um sie vor möglichen Übergriffen zu schützen, war im Herbst 2015 nach Deutschland gekommen. Sie lebt in einem Flüchtlingswohnheim in Herborn.

Flucht im letzten Augenblick

Nach den Worten von Müller entstammt sie einer wohlhabenden und einflussreichen Familie des Landes aus der südiranischen Millionenmetropole Ahwaz. Ihr Vater steht an der Spitze eines Ölkonzerns, ein Bruder ist bei der Regierung tätig. Durch den Kontakt zu Christen wurde sie selber Christin, so Müller. Sie habe gespürt, dass der Gott der Christen wirklich lebendig sei. Nach ihrem Übertritt zum Christentum habe man ihr einen Haftbefehl zugestellt. Müller zitierte daraus: „Sie müssen am 25. November 2014 beim Islamischen Revolutionsgericht erscheinen. Grund: Konvertierung zum Christentum.“ Nachdem sie auch einer zweiten Aufforderung nicht nachgekommen sei, hätten Beamte der Regionspolizei sie verhaften wollen. Im letzten Augenblick sei ihr die Flucht gelungen.

Der Rechtsweg in Deutschland ist ausgeschöpft

Doch ihr Antrag auf Asyl wegen der drohenden Verfolgung im Iran aus Glaubensgründen sei vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) abgelehnt worden. Einen Berufungsantrag habe der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Gießen im März 2019 ebenfalls abgelehnt. Auch der Versuch, durch eine Verfassungsbeschwerde der Verfolgung im Iran zu entgehen, sei erfolglos geblieben. Die Beschwerde sei vom Gericht nicht angenommen worden. Müller: „Nach dem Ausschöpfen sämtlicher Rechtsmittel droht der jungen Christin nun jeden Moment die Abschiebung in den Iran.“ Auf den Abfall vom Islam aber stehe im Iran die Todesstrafe. Müller: „Wir bitten um Unterstützung im Gebet, da uns bewusst ist, dass nur der lebendige Gott Mahsa aus dieser gefährlichen Situation retten kann.“

Iranerin will die Liebe Gottes reflektieren

Der Pastor der freikirchlichen Jesus-Gemeinde in Sinn bei Herborn, Markus Kessen, wies darauf hin, dass „Mahsa“ sich ihren Decknamen selbst ausgesucht habe. Auf Persisch bedeute der Name Mond. So wie der Mond das Licht der Sonne spiegele, so wolle sie mit ihrem Leben die Liebe Gottes reflektieren.

Unterschriftensammlung im Internet

Die Christliche Initiative Herborn hat eine Unterschriftenaktion im Internet gestartet, um die Iranerin vor einer Abschiebung zu schützen. Bisher haben über 700 Personen die Petition an die Hessische Landesregierung unterzeichnet (www.openpetition.de/petition/online/sos-fuer-mahsa-stoppt-abschiebung-in-iran). Müller kündigte zudem an, den politischen Druck gegen die drohende Abschiebung erhöhen zu wollen. So prüfe die Initiative, ob sie künftig jeden Montag auf dem Herborner Marktplatz eine Mahnwache durchführen könne.

Christen spüren immer mehr Gegenwind

Unter den Teilnehmer des Gebetsmarsches waren auch zwei Angehörige der neuen Geistlichen Gemeinschaft im Kloster Altenberg (Solms bei Wetzlar). Wie der Leiter der Gruppe, Lukas Haltiner, der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, wird es immer wichtiger, als Christen öffentlich für seine Überzeugungen einzutreten. Denn man spüre immer mehr gesellschaftlichen Gegenwind.