16.10.2019
Syrien: Christen unter den Opfern der Gewalt
Weltweite Evangelische Allianz ist besorgt: „Sinnlose Gewalt sofort beenden“
Deerfield (idea) – Die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) ist über die jüngsten Entwicklungen in der Grenzregion zwischen Syrien und der Türkei tief besorgt. Das geht aus einer in Deerfield (US-Bundesstaat Illinois) veröffentlichten Erklärung hervor. Die Türkei hatte am 9. Oktober eine Militäroffensive gestartet, um in Nordsyrien eine „Sicherheitszone“ einzurichten und die Kurdenmiliz YPG zu bekämpfen. Zuvor hatten die USA ihre Truppen auf Anordnung von Präsident Donald Trump aus der Region abgezogen. Die Türkei betrachtet die YPG als Terrororganisation, die enge Kontakte zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK pflegt. In der umkämpften Region leben nach Angaben der Weltallianz Christen verschiedener Traditionen, darunter auch Evangelikale. Sie verweist auf Angaben eines namentlich nicht genannten Pastors aus der syrischen Stadt Qamishli, dass bei Bombenangriffen bereits auch Christen getötet und verletzt wurden. Zahlen nennt er nicht. Tausende seien auf der Flucht in sicherere Gebiete.
Bischof Tendero: Für Frieden beten
WEA-Generalsekretär Bischof Efraim Tendero (Manila/New York) hat unterdessen die Christen weltweit dazu aufgerufen, „für ihre Brüder und Schwestern in Christus in der Region und auch für das syrische Volk, einschließlich der Kurden und Araber, zu beten“. Er forderte, die „sinnlose Gewalt“ sofort zu beenden und den Frieden wiederherzustellen. Dadurch werde auch ein Wiederaufleben des Terrorismus verhindert, „der Menschen aller Glaubensrichtungen bedroht – einschließlich der Christen“. In Nordsyrien sind Zehntausende Unterstützer der Terrormiliz IS inhaftiert. Doch Presseinformationen zufolge fällt es den Kurdenmilizen durch die türkische Offensive zunehmend schwer, die Gefangenen unter Kontrolle zu halten. Fast 800 IS-Angehörigen sollen bereits geflohen sein. Die Weltweite Evangelische Allianz vertritt nach eigenen Angaben rund 600 Millionen Christen in 130 Ländern.
Franklin Graham: Truppenabzug überdenken
Unterdessen hat der US-Evangelist und Präsident des nach seinem Vater benannten Missionswerks „Billy Graham Evangelistic Association“, Franklin Graham (Charlotte/Bundesstaat North Carolina), US-Präsident Trump aufgefordert, seine Entscheidung zum Truppenabzug in Nordsyrien zu überdenken. Er habe Beweise dafür, dass die Türkei in der Region eine ethnische Säuberung plane – verbunden mit einer religiösen Verfolgung, sagte er dem Fernsehsender CBN News: „Hoffentlich kann der Präsident das türkische Militär überreden, den Angriff zu stoppen und einen Waffenstillstand zu schließen, weil so viele Zivilisten davon betroffen sind.“ Graham rief ferner dazu auf, für Trump und den Vizepräsidenten Mike Pence zu beten, weil sie „sehr schwierige Entscheidungen“ fällen müssten.
Kurdische Politikerin erschossen
Ferner wurde bekannt, dass die kurdische Politikerin Hevrin Khalaf (35) beim Vormarsch der türkischen Truppen erschossen wurde. Sie war Generalsekretärin der Syrischen Zukunftspartei und setzte sich besonders für ein friedliches Miteinander von Christen, Arabern und Kurden ein. Wie die von Kurdenmilizen angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) mitteilten, war die Politikern mit ihrem Wagen in einen Hinterhalt geraten. Sie wurde aus dem Auto gezerrt und zusammen mit ihrem Fahrer hingerichtet. Die SDF machte die Türkei und deren Verbündete für die Tat verantwortlich: „Dies zeigt, dass der türkische Einmarsch nicht zwischen einem Soldaten, einem Zivilisten oder einem Politiker unterscheidet.“ Der frühere US-Sonderbeauftragte der Internationalen Allianz gegen den Islamischen Staat, der Anwalt und Diplomat Brett H. McGurk, verurteilte im Kurznachrichtendienst Twitter die Erschießung von Khalaf als „Kriegsverbrechen“.