27.05.2019

Deutschland: Opfer von satanistischen Sekten brauchen mehr Hilfe

Sektenbeauftragte des Bistums Münster: Wichtig, die Opfer ernst zu nehmen

Münster (idea) – Die rituelle Gewalt von satanistischen und rechtsextremen Sekten muss wirkungsvoller bekämpft werden. Das hat die Leiterin der Fachstelle für Sekten- und Weltanschauungsfragen des katholischen Bistums Münster, Brigitte Hahn, gefordert. Anlass war eine Fachtagung zu dem Thema „Facetten sexualisierter und ritueller Gewalt“ in Münster. An der Veranstaltung nahmen über 240 Therapeuten, Mediziner, Strafverfolger und Betroffene teil. Das Problem habe erschreckende Ausmaße, sagte Hahn gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Genaue Zahlen gebe es nicht, weil sich die Täter bewusst in einem Dunkelfeld bewegten. In ihrer eigenen Praxis als Beraterin hätten sich in den vergangenen zehn Jahren über 100 Opfer solcher Gewalttaten an sie gewandt. Darüber hinaus habe es zahlreiche Anfragen von Familienmitgliedern, Bekannten und Ärzten gegeben, die mit dem Problem konfrontiert worden seien.

Täter quälen schon Babys und Kleinkinder

Die Gruppen, in denen solche rituelle Gewalt stattfinde, seien untereinander vernetzt und unterhielten Verbindungen in die Pädophilenszene. Sie rechtfertigten die grausamen Rituale oft mit einer rassistischen Ideologie oder satanistischen Vorstellungen. Die Täter quälten teilweise schon Babys und Kleinkinder, um zu erreichen, dass sie sich in verschiedene Persönlichkeiten aufspalteten. Große Teile der Gesellschaft würden dieser extremen Gewalt ungläubig gegenüberstehen. Berichte darüber würden oft als „Verschwörungstheorien“ abgetan. „Es ist wichtig, den Betroffenen Glauben zu schenken“, so Hahn. Wenn ihnen Hilfe verweigert werde, würden sie zum zweiten Mal zu Opfern gemacht. Positiv hob die Sektenbeauftragte hervor, dass Anfang Mai ein „Hilfe-Telefon“ für die Opfer ritueller Gewalt eingerichtet wurde. Es ist unter der Telefonnummer 0800/3050750 und im Internet unter berta-telefon.de zu erreichen. Es müssten aber deutlich mehr Hilfsangebote für Opfer geschaffen werden, etwa geschützte Wohnungen und Therapieeinrichtungen.