30.08.2019

Tschad: „Wir haben Bürgerkriege, Überfälle und Verfolgung überlebt“

Die Evangelische Mission im Tschad wurde vor 60 Jahren gegründet

Schwaigern-Stetten (idea) – Die Evangelische Mission im Tschad feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Das evangelikale Werk mit Sitz in Schwaigern-Stetten bei Heilbronn wurde 1959 vom heute 86-jährigen Missionar Walter Utermann (jetzt Moutier, Kanton Bern) gegründet. Für ihn ist es „ein großes Wunder, dass die EMT noch immer existiert. „Bürgerkriege, Überfälle von Rebellen auf unsere Missionare, Zerstörung von Missionsstationen, Christenverfolgungen und vieles andere mehr haben wir durch- und überlebt.“ Utermann hatte sich im Sommer 1949 in einem Freizeitlager für ein Leben als Christ entschieden. In der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) in Gevelsberg fand er seine geistliche Heimat. Später besuchte er die Bibelschule Beatenberg im Kanton Bern (heute: Seminar für biblische Theologie). Bei einem Missionsabend für Studenten im Sommer 1956 erfuhr er von unerreichten Volksstämmen im Tschad. Er traf die Entscheidung, ihnen das Evangelium zu bringen. Um die französische Sprache zu erlernen, reiste er 1957 für eine 16-monatige Sprachausbildung nach Paris. Gemeinsam mit Christen aus Deutschland gründete Utermann zwei Jahre später die Evangelische Mission im Tschad (EMT, Deutscher Zweig). Er selbst wurde als erster deutscher Missionar 1959 in den Tschad ausgesandt. Er und die französischen Kollegen, die bereits vor Ort waren, setzten sich neben ihrer missionarischen Pionierarbeit auch für den Bau von Kliniken und Schulen ein. Utermann lernte im Tschad auch seine spätere Ehefrau, die Schweizer Krankenschwester und Hebamme Anne-Marie Probst, kennen.

Utermann: Noch viele Volksgruppen unerreicht

Utermann ist dankbar, dass heute im Guéra-Gebiet im Zentrum des Landes ein selbstständiger Gemeindebund, die Evangelische Kirche im Tschad, mit rund 6.000 Christen besteht. Doch nach wie vor gebe es viel Arbeit für die christlichen Missionare, wie der dort tätige Johannes Bocher, schreibt: „Die Guéra-Region ist 59.000 Quadratkilometer groß (zum Vergleich: Belgien hat eine Fläche von 30.528 Quadratkilometern). Hier leben 26 Volksgruppen. Nur vier davon wurden bisher mit dem Evangelium erreicht.“

Einheimischer Pastor: „Wir brauchen auch heute noch Missionare aus Europa“

Utermann berichtet in diesem Zusammenhang von einem Gespräch mit einem einheimischen Pastor. Auf seine Frage, ob der Tschad denn heute noch europäische Missionare benötige, habe dieser geantwortet: „In meiner Bibel steht immer noch: ‚Gehet hin...‘ (Matthäus 28,19 sowie Markus 16,15) und ‚Komm herüber und hilf uns…‘ (Apostelgeschichte 16,9).“ Die Evangelische Mission im Tschad gehört zur Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM). Seit 1959 wurden 51 Vollzeitmissionare und 23 Kurzzeitmitarbeiter ausgesandt. Aktuell arbeiten 21 Missionare im Tschad für die EMT: 19 Einheimische, ein Deutscher und eine Französin. Im Oktober wird der Schweizer Zweig ein Missionarsehepaar entsenden. Vorsitzende des deutschen Zweiges ist Anne Hettinger (Schorndorf bei Stuttgart). Der Schweizer Zweig entstand auf Initiative des deutschen Missionars Georg Leimeroth, der während seines Studiums in Beatenberg Unterstützer für die Anliegen der EMT gewann. Im Tschad, der zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, leben 9,25 Millionen Menschen. Davon sind etwa 55 Prozent Muslime, 30 Prozent Christen (jeweils zur Hälfte evangelisch oder katholisch) sowie 15 Prozent Angehörige von Naturreligionen.