03.12.2022

Ukraine: Russische Kräfte drangsalieren Gemeinden und deren Würdenträger

Im von Russland besetzten Gebiet wurden Priester verhaftet, ein Diakon der Pfingstkirche und Sohn tot aufgefunden

AKREF-A/3.12.2022 - Am 16. November verhaftete die russische Nationalgarde (Rosgvardiya) in der am Asowschen Meer gelegenen Stadt Berdjansk die beiden griechisch-katholischen Priester Ivan Levytsky und Bohdan Heleta. Am folgenden Tag durchsuchten Angehörige der russischen Streitkräfte die Kirche zur Geburt der seligen Jungfrau Maria und behaupteten, Sprengstoff und extremistische Literatur gefunden zu haben. Möglicherweise erwägt die russische Besatzungsmacht, einen der Priester oder alle beide mit einer Anklage wegen Terrorismus vor Gericht zu bringen. Pfarrer Ivan hatte an pro-ukrainischen Demonstrationen teilgenommen, bis die Invasoren diese friedlichen Proteste untersagten. Nach dem Verbot betete er täglich um 12 Uhr Mittag bei der Installation „Ich liebe Berdjansk“ im Stadtzentrum.

„Obwohl die in den von den Russen eroberten Gebieten installierte ‚Verwaltung‘ unsere Priester Ivan Levitsky und Bohdan Heleta beschuldigt, Sprengstoff und Waffen gelagert und die Aktivitäten von ‚Partisanen‘ unterstützt zu haben, betonen wir, dass der einzige Grund für die Verhaftung und illegale Haft der Priester in ihrer Loyalität gegenüber ihrem Volk und ihrer Kirche besteht“, erklärte ein Vertreter des Exarchats Donezk gegenüber Forum 18. Das Exarchat Donezk forderte die sofortige Freilassung der beiden Priester und erwähnte, dass Bohdan Heleta regelmäßig Medikamente benötigt. „Haft und Folter stellen eine sehr ernste Bedrohung seines Lebens dar“, warnten die Vertreter der Kirche. „Derzeit sind ihre Kirchen nicht in Betrieb. Es gibt keinen Ersatz für die Priester. Alle Aktivitäten der Pfarre wurden eingestellt“, fügte der Vertreter des Exarchats hinzu und merkte an, dass in anderen russisch besetzten Teilen der Ukraine einige wenige Pfarren nach wie vor aktiv sind.

Pfingstler ermordet

Am 22. November wurden der 52-jährige Geschäftsmann und Diakon der Pfingstkirche Anatoly Prokoptschuk und sein 19-jähriger Sohn Aleksandr aus Nova Kakhovka in der Region Cherson vom russischen Militär gefangengenommen. Am 26. November wurden ihre verstümmelten Leichen in einem nahegelegenen Wald aufgefunden. Sie waren gefoltert und erschossen worden. Anatoly Prokoptschuk hinterlässt seine Witwe Irina, fünf weitere Kinder, sowie Enkelkinder.

Seit der russischen Invasion im Februar ist es immer wieder zur Gefangennahme und Misshandlung religiöser Leiter durch russische oder von Russland unterstützte Amtsträger und Soldaten gekommen. Russische Kräfte durchsuchten und versiegelten Gottesdienststätten, um ihre Nutzung für religiöse Zwecke zu verhindern, beschlagnahmten Geräte, etc.

Baptisten entführt

Am 21. September waren Leonid Ponomaryov, Pastor einer Gemeinde des Rats der Baptistengemeinden, und seine Frau Tatjana von russischen Soldaten entführt worden. Sie wurden an einem unbekannten Ort festgehalten und am 21. Oktober freigelassen.

Quelle: Forum 18, Oslo (Bericht vom 2. Dezember 2022).

Deutsche Fassung: Arbeitskreis Religionsfreiheit der ÖEA