Pakistan: Gericht gewährt einem geistig behinderten Christen Kaution, der der "Blasphemie" beschuldigt wird

IIRF-D/BF/Tübingen/08.06.22 - Christen in Pakistan haben die Entscheidung eines Gerichts begrüßt, einem geistig behinderten Christen, der seit mehr als drei Jahren wegen "Blasphemie" inhaftiert ist, Kaution zu gewähren.

Richter Tariq Saleem Sheikh vom Obersten Gerichtshof in Lahore verkündete am 31. Mai die Entscheidung zugunsten von Stephen Masih.

Stephen, der im Alter von zehn Jahren durch Typhus einen Hirnschaden erlitt, wurde am 11. März 2019 inhaftiert, nachdem ihm vorgeworfen worden war, sich abfällig über den islamischen Propheten Mohammed geäußert zu haben. 

Die Anschuldigungen folgten auf einen Streit zwischen Stephen und einem muslimischen Nachbarn. Er wurde nach Abschnitt 295-C des pakistanischen Strafgesetzbuchs angeklagt, auf den die Todesstrafe steht.

"Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass der Missbrauch des Blasphemiegesetzes weiterhin Schaden anrichtet und Menschen das Gesetz für persönlichen Groll und Rache nutzen", sagte ein Kirchenführer in Karachi.

"Wir begrüßen die Entscheidung des Gerichts, Kaution zu gewähren", fügte er hinzu, "aber gleichzeitig sind wir um die Sicherheit des Mannes besorgt. Sobald eine Person in Pakistan der Blasphemie beschuldigt wird, ist ihr Leben immer in Gefahr".

Stephens Anwälte sagen, dass sie weiterhin versuchen werden, seinen Namen reinzuwaschen. "Stephen sitzt seit über drei Jahren im Gefängnis für ein angebliches Verbrechen, das er nie begangen hat. Der Fall gegen ihn ist lückenhaft. Wir für unseren Teil werden vor Gericht weiter für seinen Freispruch kämpfen, denn er ist unschuldig" sagte sein Verteidiger Abdul Hameed Rana.

Stephen, damals 38 Jahre alt, lebte zu Hause bei seiner Schwester und seiner bettlägerigen älteren Mutter im Dorf Imran Pura Badian im Distrikt Sialkot im Punjab, als zwei muslimische Männer behaupteten, er habe sich in ihrer Gegenwart abfällig über den Heiligen Propheten Mohammed geäußert" und ihre Aufforderung, damit aufzuhören, ignoriert. Sein Haus wurde seitdem zweimal in Brand gesetzt.

Im August 2021 lehnte ein Gericht seinen früheren Antrag auf Freilassung gegen Kaution ab, obwohl das Punjab Institute of Mental Health festgestellt hatte, dass er an einer bipolaren Störung leidet und daher nicht einmal verhandlungsfähig ist. Internationale Menschenrechtsexperten forderten im Oktober 2021, die Anklage gegen Stephen fallen zu lassen.

Die berüchtigten pakistanischen "Blasphemie"-Gesetze werden häufig dazu benutzt, falsche Anschuldigungen zu erheben, um persönlichen Groll zu befriedigen. Christen sind besonders gefährdet, da das bloße Bekenntnis zu ihrem Glauben als "Blasphemie" ausgelegt werden kann und die unteren Gerichte in Übereinstimmung mit der Scharia (islamisches Recht) in der Regel die Aussagen von Muslimen bevorzugen.

Quelle: Barnabas Fund 7. Juni 2022