24.11.2022

Myanmar: Militär plant Luftangriffe auf Kirchen

Ein Sprecher der „Chin National Front“ beruft sich auf Militärdokumente

Naypyidaw (IDEA) – Das Militär in Myanmar plant Luftangriffe auf Kirchen, Krankenhäuser und Schulen in dem mehrheitlich von Christen bewohnten Chin-Staat im Westen des Landes. Diesen Vorwurf erhebt ein Sprecher der Rebellengruppe Chin National Front (CNF), Salai Htet Ni, in einem Interview mit Radio Free Asia (RFA). Nach seinen Worten gehen die Angriffsziele aus Militärdokumenten hervor. Woher diese Dokumente stammten, wollte der Sprecher nicht sagen. Von den rund 480.000 Einwohnern des Chin-Staates sind 84 Prozent Christen, die übrigen meist Buddhisten. Der Direktor des Thaenaga Instituts für Strategische Studien in Myanmar, Thein Tun Oo, kommentierte die Vorwürfe mit den Worten: „Es ist schwer zu sagen, ob die Informationen richtig oder falsch sind.“ Seit einem Militärputsch 2021 wird Myanmar von einer Welle der Gewalt überzogen. Nach Angaben von Radio Free Asia wurden bei Militäroffensiven Kirchen, kirchliche Institute und zivile Organisationen angegriffen und zerstört. Bei einem Angriff im Oktober während eines Konzertes im Kachin-Staat im Norden von Myanmar wurden 63 Menschen getötet. Viele von ihnen waren Angehörige der Unabhängigkeitsorganisation von Kachin. Am 4. November griff das Militär das Theologische Seminar der Baptisten im Kachin-Staat an und verletzte vier Studenten. Im Kachin-Staat bilden die Christen mit 36 Prozent aller Einwohner eine große religiöse Minderheit.

Open Doors: Es kommt zu gezielten Angriffen auf Christen

Laut dem Hilfswerk Open Doors geraten Christen im Bürgerkrieg immer wieder zwischen die Fronten und werden mitunter gezielt angegriffen. Seit dem Putsch im Februar 2021 gehe das Militär blutig gegen jegliche Opposition vor. Da die meisten Christen ethnischen Minderheiten angehörten, würden sie regelmäßig verdächtigt, die Opposition zu unterstützen. Hinzu komme ihr Glaube, der als Bedrohung für den Staat und die nationale Einheit angesehen werde. Auf dem Weltverfolgungsindex des Hilfswerks belegt Myanmar den 12. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden. In dem südostasiatischen Land sind 76 Prozent der 54,8 Millionen Einwohner Buddhisten. Christen stellen acht Prozent der Bevölkerung. Die Übrigen sind meist Muslime und Hindus.
 

siehe auch AKREF vom 21.11.22