04.10.2022

Russland: Patriarch Bartholomaios widerspricht Moskauer Patriarch

Kyrill hatte gefallenen russischen Soldaten die Vergebung aller Sünden zugesagt

Istanbul/Moskau (IDEA) – Der griechisch-orthodoxe Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios, hat den Moskauer Patriarchen Kyrill für dessen Unterstützung des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine mit scharfen Worten kritisiert. Die Position Kyrills sei für ihn absolut unverständlich, sagte Bartholomaios am 2. Oktober gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur „Kathpress“ und der Würzburger Zeitung „Tagespost“ bei einem Treffen in Istanbul. Kyrill hatte Ende September russischen Soldaten, die im Kampf ums Leben kämen, die Vergebung all ihrer Sünden zugesagt. Sie würden als Märtyrer unmittelbar in das Reich Gottes kommen. Nach den Worten von Bartholomaios steht diese Ansicht im Widerspruch zur orthodoxen Lehre.

Ein „teuflischer“ Krieg

Er sei sehr traurig darüber, dass der Patriarch von Moskau die Haltung des russischen Präsidenten Wladimir Putin kritiklos übernommen habe, wenn er etwa von einem „heiligen Krieg“ spreche. Bartholomaios widersprach mit scharfen Worten: „Ich aber nenne ihn einen unheiligen Krieg und teuflisch.“ Bartholomaios erinnerte an seinen Besuch in Polen im März, wo er mit zahlreichen Flüchtlingen aus der Ukraine gesprochen habe: „Millionen von Ukrainern sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Das ist ein völlig grundloser Krieg.“ Betroffen zeigte sich Bartholomaios auch darüber, dass Moskau die Beziehungen zum Patriarchat von Konstantinopel schon vor Jahren abgebrochen hat. Im Ökumenischen Patriarchat werde aber nach wie vor auch für Kyrill in den Gottesdiensten gebetet.