06.10.2022
Deutschland: Hunderte muslimische Frauen beraten
Christlicher Verein: „Perlenschatz“ wählt Traumapädagogin und Anwalt in den Vorstand
Wetzlar (IDEA) – Der christliche Verein „Perlenschatz“ (Solms bei Wetzlar) hat seit seiner Gründung 2014 „mehrere Hundert“ muslimische Frauen in Deutschland zu Fragen häuslicher Gewalt, „Ehrenmord“ und Zwangsheirat beraten. Das sagte die Gründerin und Vorsitzende Anette Bauscher der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA am Rande der Jahreshauptversammlung des Vereins am 1. Oktober. Konkretere Zahlenangaben wollte sie nicht machen. Auch viele seelsorgerliche Gespräche habe man geführt, so Bauscher. Durch die Beratung werde oft das Selbstbewusstsein der Betroffenen gestärkt. So könnten sie sich vor Übergriffen schützen.
Zufluchtsstätte „Anker“
Darüber hinaus betreibt der Verein eine Zufluchtsstätte für Frauen, die ihr Umfeld verlassen müssten. Bauscher zufolge bleibt der Standort des „Anker“ genannten Hauses mit elf Schutzzimmern aus Sicherheitsgründen geheim. Nach ihren Angaben sind Frauen aus dem Nahen Osten und dem übrigen Asien besonders von häuslicher Gewalt betroffen. Sie würden mit dem Tod bedroht, geschlagen oder von Männern als „sexuelles Freiwild“ betrachtet, so Bauscher. Viele der Frauen würden dem Verein durch die Polizei oder von Behörden zugewiesen. Bauscher: „Im Moment betreuen wir 18 Personen.“ Sechs seien Frauen, die übrigen ihre Kinder. Dazu kämen weitere Frauen in der Nachsorge. Der Verein sei für die Betroffenen oft ein Familienersatz. Weil inzwischen verstärkt auch Jesidinnen um Hilfe anfragten, habe der Verein seinen Namen geändert. Der Namenszusatz „Zuflucht für muslimische Frauen“ sei verändert worden in „Zuflucht. Beratung. Interkulturell“.
Betroffene juristisch beraten
Der Verein wählte zwei neue Vorstandsmitglieder: die Systemische Beraterin und Traumapädagogin Heike Schultz (Mosbach/Nordbaden) und den Rechtsanwalt Christian Vollheim (Bad Ems). Schultz sagte nach ihrer Wahl, es sei ihr ein Anliegen, Flüchtlingsfrauen zu unterstützen, weil sie häufig auf sich allein gestellt seien. Vollheim will die Betroffenen als Christ sowie mit seinem juristischen Fachwissen unterstützen. Der christliche Autor und Journalist Eckart zur Nieden (83/Braunfels) hat sich aus Altersgründen aus dem Vorstand zurückgezogen, will aber den Verein weiter unterstützen. Das Werk beschäftigt fünf Mitarbeiter, teilweise auf Teilzeitbasis. Der Jahresetat liegt bei 330.000 Euro. 270.000 Euro wurden im vergangenen Jahr als Spenden eingenommen.