10.10.2022

Jemen: Humanitäre Krise

30 Nichtregierungsorganisationen warnen

Weiterstadt/Deutschland | 06.10.2022 | APD | 30 im Jemen tätige Nichtregierungsorganisationen haben einen Appell veröffentlicht, in dem sie die internationale Gemeinschaft auffordern, ihre Hilfszusagen einzuhalten und weitere Initiativen der humanitären Hilfe zu unterstützen. Zu den Unterzeichnern gehört auch die adventistische Hilfsorganisation ADRA.

Nach mehr als sieben schweren Kriegsjahren würden die Menschen im Jemen erstmals wieder Licht am Ende des Tunnels sehen, so die Erklärung der Nichtregierungsorganisationen. Der nunmehr sechs Monate währende Waffenstillstand wecke die Hoffnung auf einen längerfristigen Frieden und die Chance, das Leben und die Existenzgrundlagen wieder aufzubauen. Trotzdem steige der Bedarf an humanitärer Hilfe weiter an. Millionen von Menschen seien nach wie vor auf der Flucht, Kinder könnten nicht zur Schule gehen, die Lebensgrundlagen seien zerstört, und das Land werde immer anfälliger für die Auswirkungen des Klimawandels.

Die Hilfsorganisationen stellen fest, dass die humanitäre Hilfe nach wie vor unzureichend und ungleichmäßig finanziert sei. Zwar wurden Hilfsgelder in Höhe von 4,2 Milliarden Dollar als notwendig berechnet, davon sei jedoch weniger als die Hälfte (47,2 Prozent) ausgezahlt worden. Mit den bisher zur Verfügung stehenden Mitteln versuchten Hilfsorganisationen wie ADRA die drängendsten Bedarfe zu decken. Projekte in den Bereichen Wasser, Sanitär und Hygiene könnten wegen der Finanzierungslücke nicht starten.

Beispielloses Ausmass an Hunger im Jemen

Die Unterernährung bei Frauen und Kindern gehört im Jemen zu den höchsten der Welt: 1,3 Millionen schwangere oder stillende Frauen und 2,2 Millionen Kinder unter 5 Jahren müssen wegen akuter Unterernährung behandelt werden. In diesem fragilen Kontext sind Frauen und Mädchen einem erhöhten Risiko von Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt."

Ausserdem hätten die Betroffenen keinen Zugang zu sauberem Wasser und angemessenen sanitären Einrichtungen. Verschmutztes Wasser, unzureichende sanitäre Einrichtungen und mangelnde Hygiene (WASH) stehen in direktem Zusammenhang mit Krankheiten und Unterernährung. Da Millionen von Jemeniten, darunter auch Frauen und Kinder, kilometerweit laufen müssten, um sauberes Wasser zu holen, setzten sie sich weiteren konfliktbedingten Risiken aus. Eine Aufstockung der Mittel für WASH und ein dauerhafter Frieden seien erforderlich, um den Menschen zu helfen, so die Einschätzung der Hilfsorganisationen.

Da die Waffenstillstandsvereinbarung am 2. Oktober ausgelaufen ist, sei Hilfe dringend geboten. Die internationale Gemeinschaft müsse alles in ihrer Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass der Waffenstillstand verlängert werde und sich gleichzeitig zu einer umfassenden und angemessenen Finanzierung der humanitären Hilfe verpflichten, appellieren die Hilfsorganisationen.

Das komplette Statement der Nichtregierungsorganisationen:

https://reliefweb.int/report/yemen/joint-statement-30-non-governmental-organizations-operating-yemen-occasion-77th-united-nations-general-assembly-22-september-2022  

Quelle:  www.apd.media