04.04.2023
Europa: Osteuropäische Methodisten verlassen die EmK
Hintergrund ist der Streit um den Umgang mit Homosexualität innerhalb der Kirche
Frankfurt am Main (IDEA) – Ein Teil der osteuropäischen Methodisten verlässt die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK). Wie die deutsche Zentralkonferenz der Freikirche mit Sitz in Frankfurt am Main mitteilte, wird die „EmK-Landkarte“ in Europa neu gezeichnet. Das Kirchenparlament der Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien habe bei einer digital durchgeführten Tagung einen entsprechenden Beschluss gefasst. Mit der jetzt getroffenen Entscheidung werden sich die Methodisten in Russland, Belarus, Kirgisistan, Kasachstan, Tadschikistan und Usbekistan von der EmK trennen, um eine „autonome methodistische Kirche“ zu bilden. Für den Beginn dieses Trennungsprozesses stimmten 40 Delegierte bei 20 Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Der jetzt eingeleitete Trennungsprozess werde jedoch erst im Jahr 2025 endgültig wirksam werden. Vorher müsse noch die 2024 in den USA stattfindende Generalkonferenz dem Trennungswunsch zustimmen, sodass die Trennung erst 2025 vollzogen werden könne.
In Estland entscheiden die Gemeinden
Ein anderer Weg sei für die Methodisten in Estland beschlossen worden. Dort sollen die einzelnen Gemeinden befragt werden. Gemeinden, die weiterhin zur EmK gehören wollen, werden zusammen mit den Gemeinden in Litauen und Lettland eine Jährliche Konferenz bilden. Gemeinden, die sich für die Trennung aussprechen, könnten noch im Jahr 2023 die EmK verlassen. Hintergrund der Spaltung der EmK sind die jahrelangen Auseinandersetzungen über den Umgang mit praktizierter Homosexualität innerhalb der Kirche. Die aktuell gültige Verfassung, Lehre und Ordnung der EmK verbietet sowohl die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare als auch die Ordination Homosexueller. Bei der außerordentlichen Tagung der Generalkonferenz, dem weltweit höchsten Leitungsgremium der EmK, wurde im Jahr 2019 die Öffnung der Kirche in dieser Frage erneut abgelehnt. Die deutsche EmK hatte entschieden, den Beschluss nicht umzusetzen. Deren Kirchenvorstand verabschiedete stattdessen ein Modell, das Befürwortern und Gegnern der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und der Ordination Homosexueller die Möglichkeit einräumt, miteinander in der Kirche zu bleiben. Dafür wurde 2021 ein Gemeinschaftsbund innerhalb der EmK gegründet, deren Mitglieder im Verständnis von Sexualität und Ehe sowie anderen Fragen der Bibelauslegung eine konservative Position vertreten.
Kroaten, Slowaken und Bulgaren sind bereits ausgetreten
Das hat unter anderem in Osteuropa für Irritationen gesorgt. Dort werden die bisherigen kirchlichen Regelungen für gut befunden und entschlossen durchgesetzt. Die kroatischen, bulgarischen und slowakischen Methodisten sind deshalb bereits aus der EmK ausgeschieden und haben sich der neuen Global Methodist Church (GMC/Globale Methodistische Kirche) angeschlossen. Die rumänischen Methodisten haben diesen Schritt ebenfalls angekündigt. Der theologisch konservative Gemeinschaftsbund in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland will hingegen in der EmK verbleiben. Die EmK hat in Deutschland rund 46.000 Kirchenglieder und -angehörige in 420 Gemeinden. Weltweit gehörten ihr im Jahr 2022 nach eigenen Angaben rund zwölf Millionen Mitglieder an.