20.07.2023
Deutschland: Stadt schließt „Er-lebt Gemeinde“ von Kindertag aus
Landau: Grund ist deren Position zu praktizierter Homosexualität
Landau (IDEA) – Die Debatte um die freikirchliche „Er-lebt Gemeinde“ in Landau geht weiter. Nun wurde bekannt, dass die Gemeinde ab 2024 nicht mehr am städtischen Kindertag teilnehmen darf. Oberbürgermeister Dominik Geißler (CDU) begründet seine Entscheidung mit der Haltung der Gemeinde zu praktizierter Homosexualität, wie die Pressestelle der Stadt Landau der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA dazu auf Anfrage mitteilte. „Er hat deutlich gemacht, dass die Stadt nicht mit der Gemeinde zusammenarbeiten wird, solange die bekannten homophoben Positionen bestehen.“ Geißler mische sich „nicht in Kirchendinge ein, er wird aber keine Schirmherrschaft übernehmen oder Ähnliches“. Zum Hintergrund: Der Oberbürgermeister hatte bereits die Schirmherrschaft des Haiti-Laufs abgelehnt, mit dem Geld für den zur Evangelischen Allianz in Landau gehörenden christlichen Verein „Lebensmission Haiti“ gesammelt wird. Dieser betreibt unter anderem ein Kinderdorf in dem Inselstaat. Zum Hintergrund: Am Kindertag am 17. Juni hatten neben zahlreichen Kindertagesstätten, Jugendhilfeeinrichtungen und Unternehmen auch mehrere landeskirchliche, katholische und freikirchliche Gemeinden und der „Islamische multikulturelle Verein Landau“ teilgenommen. In diesem Jahr durfte sich auch die „Er-lebt Gemeinde“ noch beteiligen. Die Leitung der Gemeinde, die zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) gehört, wollte auf IDEA-Anfrage keine Stellungnahme zur Entscheidung des Oberbürgermeisters abgeben.
Die Kirche orientiert sich an der Ehe von Mann und Frau
Als Beleg für die „homophoben Positionen“, die die „Er-lebt Gemeinde“ aus Sicht Geißlers vertritt, nannte die Pressestelle eine Predigt des zur Gemeinde gehörenden Pastors Denis Grams vom 5. Februar 2023. Darin geht dieser auf die historische Position der Kirche ein, wonach nur die Ehe von Mann und Frau von Gott gewollt sei und gesegnet werde. Auch die „Er-lebt Gemeinde“ vertrete sie nach langem Ringen weiterhin. Er könne den Apostel Paulus nicht anders verstehen, als dass homosexuelle Praxis Sünde sei, so Grams. Er verstehe jedoch, dass es gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen angesichts der Veränderungen in der Gesellschaft, schwerfalle, diese Position zu akzeptieren oder sich daran zu orientieren. Schließlich sei die praktizierte Homosexualität inzwischen weitgehend akzeptiert. Er kenne zwar auch Beispiele von gleichgeschlechtlich empfindenden Christen, die ihre sexuelle Identität tatsächlich verändert hätten, aber nach seiner Erfahrung handle es sich dabei um Ausnahmen. Auch homosexuelle Christen erführen in der Regel keine Veränderung ihrer Neigung. Mit dieser Spannung müssten die Gemeinden umgehen.
Grams: Wir dulden keine Homophobie
Grams betonte jedoch gegen Ende seiner Predigt auch, dass die Gemeinde „Homophobie“, also Ablehnung von oder Abscheu vor gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen, „nicht dulden“ werde. Das schließe auch abschätzige und unangebrachte Späße über diese Menschen ein. Grams bedauerte zudem, dass der weltweiten Gemeinde „viel Schönheit“ verloren gegangen sei, weil man in der Vergangenheit nicht nur die gleichgeschlechtliche Praxis abgelehnt, sondern den Homosexuellen oft auch zu verstehen gegeben habe, dass sie generell „ganz anders werden“ müssten. Hier gelte es, als Gemeinde offen für diese Menschen zu sein, sodass sie sich willkommen fühlten.