01.06.2023

Iran: Haftstrafe gegen Pastor auf zwei Jahre reduziert

Das ursprüngliche Urteil sah zehn Jahre Gefängnis für Joseph Shahbazian vor

Joseph Shahbazian, Foto: privat

Kelkheim (IDEA) – Ein Berufungsgericht in Teheran hat die Haftdauer für den iranisch-armenischen Pastor Joseph Shabazian reduziert: Statt zehn Jahre muss er zwei Jahre in Haft verbringen. Das teilte das Hilfswerk Open Doors (Kelkheim bei Frankfurt am Main) am 31. Mai mit. Bereits Ende Februar hatte das oberste iranische Gericht das ursprüngliche Urteil gegen ihn vom 7. Juni 2022 aufgehoben. Shahbazian ist seit dem 28. Mai 2022 im Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert und hatte einen Antrag auf Überprüfung seines Urteils gestellt. In der ursprünglichen Urteilsbegründung war ihm unter anderem vorgeworfen worden, durch sein Engagement in einer christlichen Hauskirche die Staatssicherheit zu gefährden und die Bevölkerung aufzuwiegeln. Das oberste iranische Gericht entschied, dass für diese Anschuldigungen keine ausreichenden Beweise vorgelegt worden seien. Deshalb sah es die zehnjährige Haftstrafe als ungerechtfertigt an und ordnete an, ein angepasstes Strafmaß festzulegen. Aufgrund des neuen Urteils muss der Pastor noch 15 Monate im Gefängnis bleiben, da er bereits neun Monate seiner Haftstrafe verbüßt hat. Nach Beendigung seiner Haftzeit muss er jedoch in die iranische Stadt Kahnuj ins Exil gehen. Außerdem darf er zwei Jahre lang nicht ins Ausland reisen.

Christen werden härter bestraft als Wirtschaftskriminelle

Laut Open Doors wirft der Fall Shahbazian ein beunruhigendes Licht auf das Justizsystem der Islamischen Republik Iran. Dort seien Christen von schweren Strafen bedroht, einschließlich langjährigen Haftstrafen und Verbannung. Sie würden in den letzten Jahren etwa im Vergleich zu Wirtschaftskriminellen unverhältnismäßig hart bestraft. Die ihnen zur Last gelegten Straftaten beschränkten sich dabei hauptsächlich auf ihre aktive Mitgliedschaft in Hauskirchen und den Besitz von christlicher Literatur, die in ihren Wohnungen gefunden wurde. Im Fall von Shahbazian sei die Herabsetzung des Strafmaßes ein kleiner Hoffnungsschimmer. Gleichzeitig unterstreiche sein Beispiel, welcher Bedrohung Christen in Iran um ihres Glaubens willen ausgesetzt seien. Die Christen brauchen unsere Unterstützung im Gebet und die Gewissheit, dass sie nicht alleingelassen sind. Shahbazian war bereits 2020 für 54 Tage in Haft und kam erst gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von umgerechnet 84.000 Euro frei. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA hatten ihn als „Gefangenen des Monats September 2020“ benannt und dazu aufgerufen, sich für ihn einzusetzen.

siehe auch: https://akref.ead.de/akref-nachrichten/01092020-iran-gefangener-des-monats-september/